Gerald und Triss lieben sich in "The Witcher 2".

Screenshot: Youtube

Das von Steam verbannte Game "House Party".

Eek! Games

"Beat 'Em and Eat 'Em" versetzt einen in die Rolle von zwei Frauen, die das Ejakulat des Mannes mit dem Mund auffangen müssen.

DavetheUsher

Vergewaltigung in "Custer's Revenge".

CrazyAmeoba

Per Mod lässt sich in "GTA: San Andreas" ein Sex-Minispiel freischalten.

Aristotelis Aris

So sieht Sim-Sex aus.

mrsierraleone007

"The Witcher 2".

Guillermo Paredes

Die berühmte Einhorn-Sex-Szene in "The Witcher 3".

Notsoblackman

"Dragon Age: Inquisition" ist eines von wenigen Games, das homosexuellen Geschlechtsverkehr zeigt.

SPhoenix77

Sex in Games ist ein Tabu. Jedwede Inszenierung des geschlechtlichen Aktes wird entweder zensuriert, ausgeblendet oder findet gleich gar nicht erst statt. Kaum ein Mainstream-Spiel implementiert Sex ins Narrativ oder Gameplay. Und erst kürzlich wurde ein – zugegebenermaßen problematisches – Erotik-Game von Steam verbannt. Das Spiel steht in der Kritik, Frauen zu objektifizieren – ein Problem, das häufig in Games auftaucht. Was ist das Problem mit Nacktheit?

Arcade-Porno-Games als Vorspiel

Der körperlichen Liebe steht körperliche Gewalt gegenüber: Menschen abschlachten, Verherrlichung von Kampf und Krieg und Blutorgien sind angesehener, erlaubter und eher erwünscht als Sex. Aber wieso ist Gewalt relevanter als Sex, wenn es um Games geht?

Die Gründe sind divers: Vorreiter der Sex-in-Games-Darstellung waren Porno-Games, die sich auf die plumpe Abbildung von Nacktheit und Begattung fokussierten. Beispiel hierfür ist das Arcade-Game "X-Man" für Atari, in dem man einen pixeligen Nackedei durch ein Labyrinth mit entmannenden Hindernissen lotsen muss, um am Ende eine Frau zu … ähm, beglücken. Ein anderes problematisches Beispiel hierfür ist "Custer’s Revenge" des Entwicklers Mystique von 1982, wo man als nackter Cowboy eine an den Pfahl gefesselte amerikanische Ureinwohnerin vergewaltigt.

Gameplay zu "X-Man".
Stronycplayer

Simulation und Stimulation

Dass auch eine andere Position in der Repräsentation eingenommen werden kann, zeigt die Lebenssimulation "Die Sims". Unter all den verpixelten Intimbereichen und Woo-hoos wird Sex als relevantes und sinnvolles Gameplay-Element implementiert. Man flirtet mit dem Gegenüber, küsst sich und landet im Bett. Das erfüllt die Bedürfnisse der eigenen Spielfigur und kann zu weiteren Spielfortschritten wie der Kinderzeugung führen.

Je realistischer die Grafik, desto realer werden auch die Sexszenen – und damit einher gehen auch die Skandale. So kam es zu einem Eklat, als per Mod ein verstecktes Sex-Minigame in "GTA: San Andreas" offengelegt wurde. Der "Hot Coffee Mod", der den Hauptcharakter beim Koitus mit seiner Freundin darstellt, zeigt noch viel mehr die Diskrepanz zwischen Gewalt- und Sexexzessen auf: Nicht die Gewalt in "GTA" wird diskutiert und skandalisiert, sondern viel mehr die Zurschaustellung des Geschlechtsaktes – und im Falle von "GTA" ist dieser noch relativ harmlos, weil bei voller Bekleidung stattfindend.

Wie man die richtigen Knöpfe drückt

Auch wenn es manche Games versuchen, Sex geschmeidig in ein Spiel einzuführen, rutschen viele Erotik-Games ins Absurde ab. Wie in "Gods of War", wo ganz im Sinne von "die richtigen Knöpfe drücken" eben die richtigen Knöpfe am Controller gedrückt werden müssen, um Aphrodite zum Höhepunkt zu bringen. Interaktivität ist ohnehin ein großes Problem für Sex in Games: Wie kann man den Spieler sinnvoll ins Liebesspiel einbinden, ohne dass es abgedroschen und sinnlos erscheint? Soll man den Joystick wie Stoßbewegungen hin- und herbewegen oder auf einen Knopf drücken, um sich zu küssen?

"Heavy Rain" ist ein Beispiel für eine gelungene Darstellung von Sex.
CloudOfKings Ace

Bei "Heavy Rain" für die PS4 geht es dem Schmuddel-Image solcher Sexpeinlichkeiten an den Kragen. Mit fließenden Stickbewegungen und Knopfdrücken beginnen die Charaktere, sich langsam anzunähern, sie liebkosen sich, und letztendlich kann der Spieler dabei helfen, dass sich die Figuren entkleiden. Hier steht nicht mehr nur die digitale Penetration im Mittelpunkt. Auch wenn die Quick-Time-Event-Funktion sich etwas fehl am Platz anfühlt.

Auch die "The Witcher"-Reihe zeigt anderen Games, wie es mit dem Sex richtig geht: Die Darstellung macht im Narrativ Sinn und trägt zum Verständnis und zur Weiterentwicklung des Charakters bei – es ist ein natürliches Element im Spiel und nicht einfach Projektionsfläche für die lüsterne Darstellung virtueller Nacktheit.

Homosexualität kommt zu kurz

Die Prüderie in Games wird dann umso mehr in die Höhe getrieben, wenn man sich die Repräsentation von Homosexualität anschaut. Hapert es schon an heterosexuellem Sex, so ist von gleichgeschlechtlichem gleich mal kaum eine Spur zu sehen. In einem Interview mit dem GameStandard meinte Spieleentwickler Robert Yang dazu, dass es in der Entwicklerindustrie noch viel mehr Sexismus gebe als in anderen Bereichen. Homosexueller Sex werde nicht mehr oder weniger stark marginalisiert als heterosexueller, meint er. Was aber deutlich ist: Sexszenen in Games sind klar für das männlich-heterosexuelle Publikum gemacht.

Halten Sie Sexszenen in Games für relevant?

Welche Spiele kennen Sie, die Erotik sinnvoll ins Narrativ einbauen, und welche sind daran gnadenlos gescheitert? Sind XXX-Darstellungen wichtig oder einfach nur Gimmick, um nackte Haut zu zeigen? Wie könnte man Sex in Zukunft besser in Games einbauen? (Kevin Recher, 7.8.2017)