Zinbryta steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. MS-Patienten, die dieses Medikament brauchen, sollten Rücksprache mit ihrem Neurologen halten.

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Der bei Multipler Sklerose (MS) eingesetzte Wirkstoff Daclizumab steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. Die zuständigen Behörden überprüfen in Europa das Medikament Zinbryta, in dem dieser Wirkstoff enthalten ist. Der Hersteller Biogen empfiehlt unterdessen, Daclizumab nicht mehr bei Patienten einzusetzen, deren Leber vorgeschädigt ist, und rät zur regelmäßigen Kontrolle der Leberwerte.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte die Überprüfung des Wirkstoffs eingeleitet, nachdem eine Patientin während einer Studie an einer Leberinsuffizienz gestorben war. Schon bei der Zulassung im Juli 2016 sei das Risiko einer Leberschädigung bekannt gewesen, teilte Biogen am 17. Juli mit. Man habe aber "diverse Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu kontrollieren" – unter anderem die Bereitstellung von Schulungsmaterial für Ärzte und Patienten. Angesichts der aktuellen Hinweise stelle Daclizumab aber bei manchen Patienten, die gegenwärtig mit diesem Arzneimittel behandelt werden, möglicherweise keine geeignete Behandlungsoption mehr dar.

Neurologen sollten Patienten checken

"Daclizumab ist jetzt kontraindiziert bei Patienten mit vorbestehender Lebererkrankung oder Leberfunktionsstörung", warnt das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen und bittet Mediziner in einem Schreiben vom 17. Juli, bei Patienten zu prüfen, ob Daclizumab weiterhin eine geeignete Behandlung sei. "Ein Therapiebeginn wird bei Patienten mit anderen gleichzeitig auftretenden Autoimmunerkrankungen nicht empfohlen, und bei der gleichzeitigen Anwendung von Daclizumab und anderen hepatotoxischen Arzneimitteln ist Vorsicht geboten. Dies gilt auch für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und pflanzliche Präparate", heißt es weiter in dem auch auf der Website der Behörde veröffentlichten sogenannten Rote-Hand-Brief.

Angewendet werden sollte das Medikament Zinbryta nur bei MS-Patienten mit hochaktiver Erkrankung trotz einer Behandlung mit einem vollständigen und angemessenen Zyklus mit mindestens einer krankheitsmodifizierenden Therapie (Disease Modifying Therapy, DMT) oder rasch fortschreitender, schwerer schubförmiger Multipler Sklerose, für die eine Behandlung mit anderen DMTs nicht geeignet ist. (APA, 31.7.2017)