Österreichs Fußballerinnen stürmten ins EM-Halbfinale. Das Elferschießen gegen Spanien verfolgten mehr als 1,2 Millionen Menschen im ORF.

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Torfrau Manuela Zinsberger war eine der Heldinnen des Abends.

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Es waren mehr als 120 intensive Minuten. Es lief nicht alles perfekt. Aber die Defensivleistung war einmal mehr tadellos. Im dritten von bisher vier EM-Spielen blieb Österreich ohne Gegentor. Offensiv tat man sich im Viertelfinale gegen Spanien schwer. Also 0:0. Das Team bildete einen Kreis. Man schwor sich ein, es wurde gewitzelt, es wurde gelacht. Vor einem Elfmeterschießen.

"Ich war locker", erzählte Torfrau Manuela Zinsberger danach. "Ich habe gewusst, dass wir das Elfmeterschießen gewinnen werden", sagte Nicole Billa. "Ich hatte so ein gutes Gefühl", sagte Sarah Zadrazil. "Ich habe ein Urvertrauen gespürt", sagte Viktoria Schnaderbeck. "Mir taugt Elfmeterschießen", sagte Viktoria Pin-ther. "Ich habe mich sicher gefühlt", sagte Sarah Puntigam. Die Steirerin war es, die den entscheidenden fünften Elfer verwandelte. "Sie wollte unbedingt als Letzte schießen", sagte Teamchef Dominik Thalhammer. Vor Puntigam hatten Laura Feiersinger, Nina Burger, Verena Aschauer und Pinther getroffen. Zinsberger hatte den Schuss von Silvia Meseguer pariert.

Freiwillige am Elfmeterpunkt

Geübt wurde das Elfmeterschießen nicht. Bewusst, wie Thalhammer sagte. Weil man so eine Situation nicht trainieren könne. Die Spielerinnen wurden aber mental von der Sportpsychologin Mirjam Wolf vorbereitet. "Jede hat individuell einen Plan entwickelt", sagte Wolf. "Sechs oder sieben" hätten sich laut Thalhammer freiwillig zum Elferschießen gemeldet. Darunter die erst 18-jährige Pinther, die in der Verlängerung eingewechselt wurde.

Am Tag nach dem Halbfinaleinzug sagte Thalhammer einen Satz, den er in ähnlicher Form schon am 27. Juli von sich gegeben hatte: "Es ist der 31. Juli, Deutschland, Spanien und Frankreich packen die Koffer. Wir nicht." Österreich bleibt die Überraschung der EM-Endrunde in den Niederlanden. Thalhammer: "Wir konnten den Mythos durchbrechen, dass nur Favoriten weit kommen können."

Kreuzbandriss bei Makas

Am Tag nach dem Halbfinaleinzug war Müdigkeit, war Rückblick, war Regeneration. "Ich hatte in der Defensive immer ein gutes Gefühl", sagte Kapitänin Schnaderbeck. Zwar hatten die Spanierinnen, die sich gegenüber der Vorrunde steigerten, mehr Torchancen. Aber kaum zwingende. "Das hohe Pressing hätte eine Spur besser sein können", sagte Thalhammer. Es war der einzige Kritikpunkt, den er fand. "Die Defensivleistung war hervorragend."

Am Tag nach dem Halbfinaleinzug gab es auch einen Wermutstropfen. Lisa Makas musste am Sonntag verletzt vom Platz, die Offensivspielerin erlitt einen Kreuzbandriss. Es wäre ihr dritter innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren.

Public Viewing am Rathausplatz

Am Tag nach dem Halbfinaleinzug war schon ein bisschen Ausblick. Im Halbfinale wartet am Donnerstag (18 Uhr) in Breda Dänemark. Auf dem Wiener Rathausplatz wird es ein Public Viewing geben. Die Däninnen hatten am Sonntag Titelverteidiger Deutschland eliminiert. Im letzten Test vor der EM hatte Österreich Dänemark mit 4:2 besiegt. "Das gibt uns ein gutes Gefühl, bedeutet aber gar nichts", sagte Innenverteidigerin Carina Wenninger. "Wir werden uns bestmöglich vorbereiten, dann ist alles möglich."

Am Tag nach dem Halbfinaleinzug sprach Thalhammer über das Wirgefühl im Team. "Wir sind weiter zusammengewachsen." Im Frühjahr beim Zypern-Cup habe es noch das eine oder andere Problem gegeben. "Jetzt sind wir seit einem Monat zusammen, und es gab nicht einen Konflikt." Schnaderbeck: "Wir sind etwas Besonderes." (Birgit Riezinger aus Wageningen, 31.7.2017)