Ohne Frage, eine wie sie kommt sowieso nie aus der Mode. Jane Birkin, die spaghettidünne Modeikone der 1960er- und 1970er-Jahre, und ihr unangestrengter französischer Chic, sie werden von den Moderedakteurinnen bis heute hochgehalten. Denn auch wenn das alles schon ziemlich lange her ist, kennt die Euphorie beim Anblick alter Bilder der Jane Birkin auch heute keine Grenzen: dieser lässig durchgepustete Pony, diese Endlosbeine, diese verwaschenen Jeans, die um Birkins schmale Hüften schlackerten!

Im Moment aber kreisen die euphorischen Lippenbekenntnisse der Moderedakteurinnen weniger um den verwegen durchgepusteten Pony als um ein Accessoire, dessen Glamour erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Die Korbtasche ist wieder da. Sie sieht genauso aus wie jenes Modell, das die Französin in der 1970ern trug, wenn sie ihre pausbäckige Tochter Charlotte durch die Gegend bugsierte.

Dass die Korbtasche höchstwahrscheinlich mit Windeln und Milchfläschchen, jenen Sachen, die eine junge Mutter mit sich herumschleppt, befüllt war, tat ihrem Image keinen Abbruch.

Im Gegenteil, heute schieben junge Frauen auf Instagram reihenweise jene Birkin-Modelle in ihre Armbeugen, ein portugiesisches Label namens "Le Birkin Basket" bietet für 99 Dollar ein Modell an, das aussieht wie jenes der Birkin, das österreichische Schuhlabel rosa mosa hat ein ähnliches Modell im Angebot, und das italienische Unternehmen Gucci verordnete den Models Picknickkörbe.

Korbtasche vom Wiener Label rosa mosa.
Foto: rosa mosa

Das passt natürlich zur großstädtischen Bobo-Attitüde. Während der samstägliche Einkauf auf dem Wiener Karmelitermarkt oder auf dem Grazer Bauernmarkt auf dem Lendplatz zelebriert wird, signalisiert der unschuldige Korb über dem Arm: Ich kaufe regional, bio und verpackungsfrei! Die Korbtasche ist die Accessoire gewordene Selbstvergewisserung des Bobos, auf der richtigen Seite zu stehen.

Es wäre allerdings wenig verwunderlich, wenn die Picknickkörbe von heute ein ähnliches Schicksal ereilen würde wie damals die Korbtasche der Birkin. Die Französin wurde in den 1980er-Jahren während eines Fluges von dem damaligen Hermès-Vorsitzenden Jean-Louis Damas gefragt, warum sie immer dieses unhandliche Etwas mit sich herumschleppe. In keiner Tasche könne sie so viel verstauen wie in ihrer Korbtasche, entgegnete die Stilikone. Es kam, wie es kommen musste. Das Unternehmen Hermès designte nach Birkins Entwurf eine Luxushandtasche, die Birkin Bag. Und die Korbtasche ward an Jane Birkin nicht mehr wiedergesehen. (feld, 3.8.2017)