Donald Trump tauscht weiter munter Personal aus. An sich hält er eisern fest.

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Nur eineinhalb Wochen konnte sich Groß- und Lästermaul Anthony Scaramucci als Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses halten. Er, der hoch gestiegen war, er, der so tat, als passe kein Löschblatt zwischen ihn und seinen Boss, wurde von Donald Trump so schnell und bedenkenlos fallengelassen, wie er es bis vor kurzem allwöchentlich mit dem süffisanten Spruch "You're fired!" in seiner TV-Realityshow getan hatte. Der Nächste, bitte!

Scaramucci vor die Tür zu setzen war notwendig, und der Tritt kam keinen Moment zu früh, im Gegenteil. Scaramucci war drauf und dran, auch noch das letzte bisschen an Würde und Autorität der Präsidentschaft von Donald Trump zu verspielen.

Ruhe und Ordnung, aber nur vordergründig

Eine besondere Ironie liegt in der Tatsache, dass Scaramucci durch seine eigene Faust niedergestreckt wurde: Er hatte dafür gesorgt, dass Reince Priebus seinen Job als Stabschef des Weißen Hauses verlor – diesen bekam in der Folge John Kelly, der disziplinierte Hardliner und Ex-General. Der wiederum hatte das Amt nur unter der Bedingung angenommen, reinen Tisch machen zu können, um so im West Wing für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Und so kam es, dass Kelly nur wenige Stunden nach seiner Vereidigung Scaramucci über die Klinge springen ließ. Dumm gelaufen.

Doch die Beseitigung dieses Unruhestifters ist bei weitem nicht genug. Das wahre Problem – und das wird der kriegserprobte Ex-General Kelly bei aller Loyalität zu Trump selbst auch wissen – ist der Präsident selbst: ein sprunghafter Mann, der sich selbst der Nächste ist und allein eigene Interessen verfolgt; ein Mann, dem wohl nur die wenigsten tatsächlich auch nur annähernd Kompetenz für dieses Amt attestieren; ein Mann, der sich – wie es scheint – zu einer Zusammenarbeit mit Russland einließ, allein um sein persönliches Ziel zu erreichen, Macht über andere ausüben zu können; ein Mann, der sich und seine Emotionen offenbar nicht genügend unter Kontrolle hat und jeden seiner Wutanfälle in die Welt hinaustwittern muss.

Ernüchternde Zwischenbilanz

Ja, es ist dringend notwendig, Ruhe und Ordnung ins Weiße Haus einkehren zu lassen, denn während dutzende Präsidenten vor ihm im ersten halben Jahr ihrer Präsidentschaft wenigstens ein bisschen etwas voranbringen konnten, fällt diese erste Zwischenbilanz für Trump erschreckend dünn, ja sogar eindeutig destruktiv aus – angefangen beim Reisebann für Menschen aus bestimmten muslimisch geprägten Ländern bis hin zum Fiasko der "Reform" des Gesundheitssystems.

Gleichzeitig setzt das nach einem halben Jahr an Trump-Erfahrungen ernüchterte Russland zur Kraftprobe an, indem es hunderte Diplomaten in Reaktion auf neue US-Sanktionen des Landes verweist. Außerdem provoziert Nordkorea mit Raketentests, nicht einmal halbherzig in Zaum gehalten vom Verbündeten China, das gerade einen großen Appetit entwickelt, selbst Supermacht zu werden.

Um all diese Probleme in den Griff zu bekommen, wird mehr nötig sein als bloß der Austausch besonders verhaltensauffälliger Mitarbeiter des Präsidentenstabs. Der Ball liegt beim US-Kongress. Vorerst hat allein dieser die – hypothetische – Macht, tatsächlich dort anzupacken, wo das eigentliche Problem liegt: beim Präsidenten selbst. (Gianluca Wallisch, 31.7.2017)