Kultur in schöner Natur: das Festival Arche am Grundlsee.

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Ein Künstlertreffpunkt im Salzkammergut feiert 30-jähriges Jubiläum: 1987 gründete Romuald Pekny den Ausseer Kultursommer, der heute Arche am Grundlsee heißt. Heuer wird dort die Frage verhandelt: Quo vadis Europa? Gemäß der Prämisse, dass in Europa nicht (wieder) Nationalismus, Grenzen und Ausgrenzung herrschen sollen, sondern dessen Kultur mit Aufklärung und Menschenrechten verbunden ist, wird über aktuelle Fragen diskutiert.

Der Publizist, TV-Moderator und STANDARD-Kommentator Paul Lendvai spricht am 3. 8. über Nationalpopulismus als Gefahr: In dessen Windschatten verbreiten vor allem in Osteuropa Radikale Schrecken. Die Morde und Übergriffe an Roma finden in einer Atmosphäre rassistischer Ressentiments Unterstützung, zudem sitzen extreme Parteien wie die ungarische Jobbik in den Parlamenten. Am Samstag erzählen der Musiker und Dramaturg Johannes Daxner sowie Kunsthistoriker Wolfgang Georg Fischer, wie sie Europäer wurden.

Störenfried aus Bayern

Zum Abschluss unternimmt am Sonntag Franz Huber eine Reise durch die Literatur des bayerischen Volksschriftstellers Oskar Maria Graf. Dieser war ein Störenfried: Als Jugendlicher floh er aus dem Elternhaus nach München, wo er sich dem anarchistischen "Tat"-Kreis anschloss, im Ersten Weltkrieg kam er wegen Befehlsverweigerung in die Irrenanstalt, später ins Gefängnis. Danach war er Dramaturg und Schriftsteller, den die Nazis als Arier vereinnahmen wollten. Stattdessen emigrierte Graf nach Wien und forderte in der Arbeiterzeitung die Nazis auf, seine Werke zu verbrennen – was dann auch geschah.

1938 floh Graf in die USA, wo er aber nie richtig heimisch wurde. Auch war er enttäuscht, dass Nachkriegsdeutschland kein Interesse an den Emigranten hatte. Mit derb-erotischen Schwänken schaffte er den literarischen Durchbruch, meist stehen kleine Leute im Mittelpunkt. (dog, 1.8.2017)