Die Besatzung des Römerkastells Vindolanda sollte das Hinterland des Hadrianwalls im Auge behalten.
Foto: Vindolanda Trust

Hexham – Beinahe 400 Jahre lang – zwischen 43 und 440 unserer Zeitrechnung – herrschten die Römer über einen Großteil der Insel Großbritannien. Nun haben britische Archäologen im äußersten Norden des damaligen römischen Herrschaftsgebietes einen spektakulären antiken Schatz aus der Anfangszeit dieser Epoche zutage gefördert: In der heutigen Grafschaft Northumberland an der Grenze zu Schottland legten die Forscher 25 antike Dokumente in erstaunlich gutem Zustand frei.

Robin Birley und sein Team vom Vindolanda Trust entdeckten in den Überresten des römischen Militärlagers Vindolanda 1.900 Jahre alte Schreibtafeln aus weniger als zwei Millimeter dünnem Holz. Die Schriftstücke, hauptsächlich Briefe, Listen und persönliche Korrespondenzen, fanden sich im Rahmen von Ausgrabungen eines kleinen Bereiches auf dem Areal des römischen Kastells und dürften ursprünglich Teil des Archivs dieser Anlage gewesen sein.

Die neu entdeckten Dokumente sind überraschend gut erhalten.
Foto: Vindolanda Trust

Überraschend gut erhalten

"Viele dieser Tafeln sind so gut erhalten, dass wir sie ohne den Einsatz von Technik wie Infrarot-Fotografie entziffern konnten", sagt Birley, der bereits in den 1970er und 1980er Jahren etwa tausend ähnliche Dokumente entdeckt hatte. "Es gibt kaum etwas Aufregenderes als diese persönlichen Aufzeichnungen aus der fernen Vergangenheit zu lesen."

Einige der auf den Tafeln erwähnten Menschen konnten bereits identifiziert werden, darunter ein Mann namens Masclus, der in einem der Briefe seinen Urlaub (commeatus) beantragte. "Masclus dürfte identisch sein mit einem Mann, der mehr als ein Jahrzehnt später einen Trupp von Soldaten ins Hinterland von Vindolanda führte und sich in einem früher entdeckten Brief eine Lieferung Bier für seine Leute wünschte", meint Birley.

Nachrichten aus der Vergangenheit

"Auch andere der hier erwähnten Personen und Briefautoren könnten bereits aus früher gefundenen Korrespondenzen bekannt sein. Vermutlich werden auch neue Namen auf diesen Tafeln auftauchen und ihren Platz in der Geschichte Britanniens einnehmen. Diese Dokumente schicken uns gleichsam direkte Nachrichten darüber, wer sie waren und was sie vor fast 2.000 Jahren taten und dachten", meint Birley. (red, 5.8.2017)