Nils Nielsen in Richtung ÖFB-Team: "Jetzt werden wir ihnen zeigen, wie gut wir wirklich spielen können."

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Wageningen – Fünfmal angetreten, fünfmal verloren: Dänemarks Frauennationalteam hat vor dem Duell mit Österreich am Donnerstag (18 Uhr, live ORF 1) in Breda eine Horror-EM-Halbfinalbilanz zu Buche stehen. Der sechste Anlauf soll nun der Zwischenschritt auf dem Weg zum Triumph in den Niederlanden werden. "Natürlich wollen wir den Titel holen", sagte Dänemarks Frederikke Thögerson.

Männer als Vorbild

Als Vorbild nimmt sich das Team von Trainer Nils Nielsen die dänische Männerauswahl, die 1992 als Außenseiter den EM-Titel gewonnen hatte. "Klar hoffen wir darauf, das wäre toll", meinte Pernille Harder. Die Offensivspielerin von Deutschlands Double-Sieger VfL Wolfsburg ist Dänemarks herausragende Akteurin, seit ihrem Teamdebüt 2009 machte sie im Schnitt alle zwei Spiele ein Tor, ist mit 46 Treffern die Nummer zwei in der ewigen Bestenliste.

Bei der EM ist sie bisher leer ausgegangen, die vier dänischen Treffer erzielten Nadia Nadim und Co. Sie müssen nun die starke ÖFB-Hintermannschaft überwinden. Dass das nicht einfach wird, ist den Däninnen bewusst. "Österreich war bisher so gut im Turnier", sagte Kapitänin Harder.

Respekt vor ÖFB-Frauen

Vor allem das ÖFB-Pressing hat es der Offensivspielerin, die auch vor der Kopfballstärke des kommenden Gegners warnte, angetan. "Das ist unglaublich, sie machen es als Team mit 100 Prozent, haben viel Energie und Power", erklärte die 24-Jährige. Thögerson: "Sie pressen sehr stark, kommen mit allem, was sie haben."

Auch die in den USA tätige Nadim, Torschützin beim 2:1 gegen Deutschland, bekundet Respekt. "Österreich ist in guter Form, hat gegen Frankreich und Spanien bestanden. Die Art, wie sie spielen, ist unglaublich", lobte die 29-Jährige. Torfrau Stina Lykke Petersen meinte: "Sie sind vorne richtig gut, schussstark und auch sehr gut eingespielt. Sie präsentieren sich als Team, kämpfen immer zusammen, das finde ich richtig gut."

Für die ehemalige Deutschland-Legionärin kommt Österreichs Erfolgslauf nicht überraschend. "Sie haben schon in der Vorbereitung gegen uns gezeigt, dass sie sehr stark sind und auch schnelle Spielerinnen haben." Das 2:4 in Wiener Neustadt am 6. Juli soll nun ausgebessert werden.

Coach Nielsen erinnert sich nur ungern daran. "Da waren wir wirklich schlecht und hätten zehn Gegentore kriegen können." Aussagekraft für den Donnerstag habe die Partie aber nicht: "Jetzt werden wir ihnen zeigen, wie gut wir wirklich spielen können."

Nur zwei Gegentreffer im Turnierverlauf

Der Vierlfinalerfolg gegen den Europameister der vergangenen sechs Turniere hat Selbstvertrauen gegeben, ein Sturmlauf ist trotzdem nicht zu erwarten. Dänemark ist vor allem für die starke Defensive bekannt, nur zwei Gegentreffer gab es bisher bei der EM. "In meinem Team verteidigen alle elf Spielerinnen so hart, wie sie können, auch die Stürmerinnen", nennt Nielsen das Erfolgsrezept.

Der ehemalige Männer-Nachwuchscoach sieht beim Weltranglisten-15. noch viel Potenzial. "Wir haben ein junges Team, das erst in zwei, drei Jahren auf dem besten Niveau sein wird. Ich will es dorthin bringen." Jedes EM-Spiel mehr fördere die Entwicklung. "Hoffentlich können wir das Märchen noch fortsetzen, für ein Traumende müssten wir alle besiegen", weiß Nielsen.

Dänemark hat mit fünf Halbfinalniederlagen bei Europameisterschaften so viele wie kein anderes Team kassiert. 1984 verlor man das Hinspiel gegen England 1:2, das Rückspiel 0:1. 1991 folgte nach einem 0:0 ein 7:8 im Elfmeterschießen gegen Norwegen. Die Norwegerinnen waren es auch, die sich 1993 mit 1:0 durchsetzten. 2001 gewann Schweden 1:0, 2013 gab es nach einem 1:1 ein bitteres 2:4 im Elferschießen gegen Norwegen. (APA, 2.8.2017)