Das Blu R1 HD.

Grafik: Blu

Ein Smartphone um gerade einmal 50 US-Dollar: Das bietet Amazon seinen Prime-Kunden seit rund einem Jahr in Form des Blu R1 HD ein. Im Gegenzug müssen die Käufer zwar gewisse Einschränkungen hinnehmen – das Gerät ist mit Werbung und Bloatware ausgestattet – und doch scheint diese Offerte gerne angenommen zu werden: Die Smartphones von Blu finden sich mit schöner Kontinuität unter den meistverkauften Android-Geräten auf Amazon.

Spyware vorinstalliert

Wie sich nun herausstellt, zahlen die Käufer möglicherweise aber noch mit einem weiteren Gut: Ihren privaten Daten. In einem Vortrag auf der Sicherheitskonferenz Black Hat übten Sicherheitsforscher jedenfalls schwere Kritik an Blu. Dessen Geräte würden zum Teil mit einer Spionagesoftware der chinesischen Firma Shanghai Adups ausgeliefert, die die Möglichkeit biete, sensible Daten zu sammeln – von der Anrufliste über Textnachrichten bis zum Standort der Nutzer. Theoretisch könnten auch neue Apps ohne Zutun der User nachinstalliert oder mittels Updates gleich das ganze Gerät übernommen werden.

Bei Blu weist man diese Vorwürfe zurück: In einer Presseaussendung spricht der Smartphone-Hersteller aus Florida von fehlerhafter Berichterstattung. Es gebe auf den eigenen Geräten keinerlei Spyware oder gar Malware. Zwar werde Adups bei manchen älteren Modellen noch für den Update-Prozess eingesetzt, dabei würden aber keinerlei sensiblen Daten gesammelt. Für neuere Modelle setze man hingegen auf das offizielle Update-System von Google.

Rauswurf

Amazon scheint von diesen Beteuerungen allerdings nicht überzeugt zu sein, und zieht die Notbremse: Der Online-Händler hat fürs Erste sämtliche Smartphones von Blu aus dem Programm genommen. Man nehme Sicherheit und Privacy sehr ernst, und werde Blu-Geräte erst dann wieder verkaufen, wenn die Angelegenheit restlos bereinigt sei, heißt es.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Smartphone-Hersteller in der Kritik steht: Bereits letzten Oktober hatten Sicherheitsforscher auf einzelnen Blu-Geräten Adups entdeckt, das Unternehmen sprach von einem "Versehen". Auch damals reagierte Amazon mit einer Sperre, hob diese aber wieder auf, nachdem Blu versicherte, dass man die Software mittlerweile entfernt habe. (apo, 2.8.2017)