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Foto: Reuters/Handout

Detroit – Der US-Elektroautobauer Tesla sieht sich inmitten der ersten Auslieferungsphase seines Mittelklassewagens mit wachsenden Beschwerden von Beschäftigten über die Löhne und Arbeitsbedingungen konfrontiert. In einem Brief an den Verwaltungsrat des Unternehmens forderten Angestellte Auskunft über Pläne für ihre Gehaltsentwicklung, Voraussetzungen für Beförderungen und Arbeitsschutzmaßnahmen.

Die US-Automobilgewerkschaft UAW plant die Gründung einer Filiale in der Tesla-Fabrik im kalifornischen Fremont. In ihrem Brief verlangen die Beschäftigten auch eine Zusage, dass sie nicht Opfer von Repressalien werden, wenn sie versuchen, eine Gewerkschaftsniederlassung zu gründen.

Die Löhne in der Tesla-Fabrik sind vergleichsweise gering. Das Startgehalt liegt bei 18 Dollar (rund 15,20 Euro) pro Stunde. Der landesweite Durchschnittslohn in der Autobranche beträgt 25,58 Dollar (21,66 Euro). Es gibt außerdem viele Beschwerden über Arbeitsunfälle. Die Beschäftigen seien es leid, dass es ständig vermeidbare Unfälle in der Fabrik gebe, sagte Michael Catura, einer der Unterzeichner des Schreibens. Dies senke die Moral und sei "traumatisierend".

Quartalszahlen erfreuen Anleger

Die Erwartungen der Börsianer hat Tesla hingegen im zweiten Quartal übertroffen und liegt bei der Produktion des Model 3 im Plan. Die Nachfrage nach dem ersten Mittelklassewagen des Konzerns von Tech-Milliardär Elon Musk ist weiterhin riesig: Seit die ersten 30 Exemplare am vergangenen Wochenende an Käufer übergeben wurden, gingen im Schnitt 1.800 Reservierungen pro Tag ein.

Das verkündete Musk am Mittwoch in seinem Quartalsbrief an die Aktionäre. Der Rummel um Teslas Vorstoß in den breiteren Markt ist enorm. Einige Analysten trauen der Firma zu, den E-Antrieb mit dem Model 3 in den Mainstream zu bringen. Es kostet in der Grundausstattung 35.000 Dollar (29.588 Euro) vor Steuern und Elektroauto-Vergünstigungen. Mit allen Extras wie Fahrassistenzsystemen und Komfort-Funktionen kann der Preis an die 60.000 Dollar gehen. Branchenbeobachter sehen in dem Wagen einen starken Konkurrenten zum Beispiel für die 3er-Reihe von BMW.

Durch den neuerlichen Kundenzustrom wird die Warteliste für das Model 3 wieder länger. In einer Telefonkonferenz mit Analysten sprach Musk von 518.000 Vorbestellungen, räumte dann aber ein, dass es nach Stornierungen unter dem Strich lediglich 455.000 seien.

Tesla könne die Zahl der Reservierungen mit wenig Aufwand hochtreiben, sehe derzeit aber keinen Sinn darin, sagte Musk. "Wenn Sie ein Hamburger-Restaurant betreiben und es eine Wartezeit von eineinhalb Stunden gibt – würden Sie dann wirklich noch mehr Leute ermuntern, sich Hamburger zu bestellen?" Wer jetzt reserviere, bekomme sein Auto Ende 2018, hatte Musk vergangene Woche gesagt.

Hoher Lieferdruck

Da die Serienproduktion erst Fahrt aufnehmen muss, entsteht durch die Reservierungen, für die Kunden je 1.000 Dollar anzahlen müssen, hoher Lieferdruck. Umso erfreuter reagierten Anleger, dass Musk nun versicherte, bei allen Produktionszielen des Model 3 auf Kurs zu sein. Tesla will zum Jahresende auf 5.000 Fahrzeuge pro Woche kommen.

Auch die Ergebnisse für das zweite Quartal kamen am Markt gut an. Verglichen mit dem Vorjahreswert sprangen die Erlöse um rund 120 Prozent auf 2,8 Mrd. Dollar (2,4 Mrd. Euro). Der Verlust nahm zwar von 293 auf 336 Mio. Dollar zu, fiel damit aber dennoch deutlich geringer aus als angenommen. Die Aktie stieg am Donnerstag vorbörslich um mehr als 6 Prozent. Auf Jahressicht steht der Kurs mit mehr als 50 Prozent im Plus. Mit einem Börsenwert von 53,5 Mrd. Dollar ist Tesla derzeit der am höchsten gehandelte US-Autokonzern – obwohl Musks Firma nur einen Bruchteil der Produktion von General Motors oder Ford hat.

Dass die ambitionierten Pläne von Tesla stark ins Geld gehen, ist hinlänglich bekannt. Ab 2018 soll die Jahresproduktion auf 500.000 Autos erhöht werden. Für 2020 wird die Millionenmarke angepeilt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr rollten lediglich rund 84.000 Wagen vom Band. Für die massive Ausweitung der Kapazitäten nimmt das Unternehmen hohe Ausgaben in Kauf. Zudem investiert Tesla in großem Stil in andere Projekte wie etwa eine riesige Batteriefabrik und will bis Jahresende einen Lastwagen mit Elektromotor präsentieren.

Das nächste Auto-Modell – ein Kompakt-SUV mit der voraussichtlichen Bezeichnung Model Y – werde sich entgegen früheren Ankündigungen stark auf die Technik des Model 3 stützen, sagte Musk. Er hatte zuvor eine ganz neu entwickelte Architektur in Aussicht gestellt. Sein Management-Team habe ihn aber "von den Klippen des Wahnsinns weggezerrt", sagte Musk.

Musk räumte auch ein, dass er das Versprechen möglicherweise nicht halten könne, dass ein Tesla bis Ende 2017 autonom von einer US-Küste zur anderen fährt. "Aber wenn es nicht Ende des Jahres sein wird, dann nahe dran", versicherte er. (APA, 2.8.2017)