Seit 16 Jahren sind die USA in Afghanistan militärisch engagiert.

AFP

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John Nicholson soll abgelöst werden, sagt Trump. Experten sind darob nicht erfreut.

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Washington/Kabul – US-Präsident Donald Trump hat laut Insidern seine Spitzenberater mit Vorstellungen zum weiteren Vorgehen der USA in Afghanistan irritiert. Bei einem Treffen im Weißen Haus habe er am 19. Juli zunächst nähere Informationen zum "Endzustand" in dem Land gefordert, in dem die USA seit 16 Jahren militärisch engagiert sind, ohne dass ein Ende des Konflikts mit den radikalislamischen Taliban in Sicht ist.

Das Treffen im Situation Room des Weißen Hauses sei stürmisch geworden, als Trump Verteidigungsminister James Mattis und Generalstabschef Joseph Dunford die Entlassung des US-Oberkommandierenden in Afghanistan, General John Nicholson, nahegelegt habe, weil dieser den Krieg nicht gewinne. "Wir gewinnen nicht", sagte Trump nach Angaben mehrerer Offizieller, die auf Anonymität bestanden.

Berater "fassungslos"

Einige der Berater hätten das Treffen "fassungslos" verlassen, weil Trump sich vehement darüber beschwert habe, dass die Armee es zulasse, dass die USA einen Krieg verlieren. Im Anschluss an das Treffen sei es noch zu einem Schreiduell zwischen Chefstratege Steve Bannon und dem Nationalen Sicherheitsberater H. R. McMaster über den Kurs der US-Politik gekommen.

McMaster, Mattis und weitere Spitzenberater würden nun Antworten auf Trumps Fragen vorbereiten, von denen sie hofften, damit Trumps Zustimmung zu der neuen US-Strategie für die Region zu bekommen. Für Donnerstag sei ein weiteres Treffen anberaumt.

Die Skepsis des Präsidenten an der Strategie verzögert den Insidern zufolge bereits jetzt die von Mattis geplante Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan. Trump habe seinem Verteidigungsminister zwar vor einiger Zeit freie Hand bei der Verlegung von Truppen gegeben, dessen Pläne zur Aufstockung des US-Kontingents von 8.400 Soldaten um 4.000 seien aber de facto durch die Unsicherheiten über die neue Strategie blockiert.

Trump hat sich mehrfach kritisch zu lang andauernden Militäreinsätzen außerhalb der USA geäußert und im Wahlkampf eine Rückbesinnung auf das Inland propagiert. Auch international vertritt er vehement eine "America first"-Strategie.

Trump fordert Bodenschätze

Bei dem Treffen soll Trump auch angeregt haben, dass die USA von der afghanischen Regierung einen Teil der Einnahmen aus der lokalen Ausbeutung der Bodenschätze verlangen sollen. Berater hätten aber argumentiert, dass die Vermarktung der auf einen Wert von rund einer Billion Dollar geschätzten Bodenschätze international – mit Ausnahme des Iran – erst möglich werde, wenn das ganze Land gesichert sei. Trump habe sich auch darüber beschwert, dass China bereits von ihren Minen profitierten.

Das US-Präsidialamt lehnte einen Kommentar zu den Angaben der Insider ab.

Die Nato-Verteidigungsminister hatten kürzlich die Entsendung weiterer Soldaten nach Afghanistan beschlossen. Die Nato-Kommandeure würden für das kommende Jahr mit 1.200 zusätzlichen Soldaten planen, hieß es nach einem Ministertreffen in Brüssel. Auch dort wurde bestätigt, dass die USA eine Entsendung weiterer Soldaten planen. Die Nato ist gegenwärtig mit mehr als 13.000 Soldaten in Afghanistan vertreten.

Mattis hatte bei dem Treffen gesagt, es gebe einen Konsens darüber, dass die Nato ihre Truppen zu schnell abgezogen habe. Der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan begann Ende 2001 und endete 2014. Auf dem Höhepunkt der Gefechte waren mehr als 130.000 ausländische Soldaten im Land. Die Sicherheitslage ist wegen Anschlägen und des Wiedererstarkens der Taliban fragil. (APA, 3.8.2017)