Lässt Geld fließen: Neymar.

Foto: APA/AFP/NELSON ALMEIDA

Auf den Dressen trauernder Fans scheint Neymar in Barcelona noch auf, auf den offiziellen Plakaten des FC Barcelona aber nicht mehr.

Foto: APA/AFP/JOSEP LAGO

Madrid/Paris – Nicht nur Kopfschütteln löste die Kunde vom Rekordtransfer des brasilianischen Teamkapitäns vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain aus. José Mourinho zum Beispiel findet Neymar nicht überbezahlt. "Teuer sind nur Spieler, die eine bestimmte Summe ohne eine gewisse Qualität erreichen", sagt der portugiesische Startrainer des englischen Rekordmeisters Manchester United. Neymar sei einer der besten Spieler der Welt und auch aus kommerzieller Sicht sehr stark. "PSG wird das bedacht haben." Die Konsequenzen des Rekordtransfers erfreuen Mourinho allerdings nicht: "Es wird nun mehr Spieler geben, die 100 Millionen kosten. Und auch mehr, die 80 Millionen kosten, oder 60 Millionen. Das ist das Problem."

Die spanische Liga, an Unsummen für Fußballer eigentlich gewöhnt, glaubte ein Zeichen des Protests setzen zu müssen. "Wir können bestätigen, dass die Rechtsvertreter des Spielers uns kontaktiert haben, um die Summe zu zahlen. Dies wurde verweigert", sagte ein Sprecher der französischen Nachrichtenagentur AFP. In Spanien müssen sich Profis aus ihrem Vertrag kaufen, indem sie bei der Liga die Summe hinterlegen. Diese transferiert das Geld dann weiter.

Liga-Chef Javier Tebas hatte bereits am Mittwoch von "Finanzdoping" gesprochen und Widerstand angekündigt. "Wir werden das Geld eines solchen Klubs wie PSG nicht akzeptieren. Dieser Klub bricht Regeln und Gesetze, nämlich das Financial Fairplay der Uefa und die Gesetze der Europäischen Union sowie die Wettbewerbsregeln aus der Schweiz." Zumindest der europäische Fußballverband Uefa dürfte untätig bleiben. Man sehe vorerst keinen Bruch des Finanzkontrollsystems und werde sich die Details dieses Transfers ansehen, um sicherzustellen, dass sich PSG regelkonform verhalte, hieß es aus der Verbandszentrale in Nyon.

Die Regeln sehen vor, dass ein Verein einen maximalen Verlust von 30 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren verzeichnen darf. 29 vornehmlich kleine Klubs sind zwischenzeitlich mit verschiedenen Maßnahmen sanktioniert, drei Vereine vorübergehend vom internationalen Wettbewerb ausgeschlossen worden. Auch PSG oder das ebenfalls von Scheichmilliarden alimentierte Manchester City wurden in der Vergangenheit bereits mit relativ hohen Geldstrafen belegt.

Neymars Berater werden den Wechsel notfalls über den Weltverband Fifa beschleunigen. Dass die französische Meisterschaft am Samstag beginnt, dürfte keine Rolle spielen. Im Auftaktheimspiel gegen Aufsteiger Amiens wird Unai Emery, der baskische Trainer von Paris Saint-Germain, vermutlich auch ohne seinen neuen Superstar auskommen.

Steuern, Steuern, Steuern

Ein Befürworter des Neymar-Transfers ist übrigens auch der französische Finanzminister Gérald Darmanin. "Wenn Neymar zu einem französischen Verein wechselt, freut sich der zuständige Minister natürlich über die Steuern, die er dann in Frankreich zahlen wird", sagte Darmanin dem Radiosender France Inter. Zumindest die 30 Millionen Euro Jahresgehalt, die Neymar bis 2022 in Paris beziehen soll – das Dreifache seines bisherigen Salärs -, werden für Darmanin von Interesse sein.

Der 25-jährige Kicker dürfte tatsächlich einiges zu versteuern haben, wenn auch nicht jene Millionen, die er als neuer Botschafter der WM 2022 aus Katar bekommen hat, um sich bei Barça freikaufen zu können. Über diese Konstruktion soll das Financial Fairplay der Uefa ausgehebelt werden.

"Ich dachte eigentlich immer, das wäre dafür erfunden worden, dass so etwas nicht geht, aber offensichtlich ist Financial Fairplay mehr so ein Vorschlag als eine wirkliche Regel", sagte Jürgen Klopp. Die Saisonplanung des Trainers des FC Liverpool könnte durch den Neymar-Transfer in Mitleidenschaft gezogen werden. Der FC Barcelona könnte, wenn die Transfermillionen dann doch fließen, Ersatz für Neymar engagieren. Liverpools Brasilianer Philippe Coutinho soll ebenso auf der Wunschliste stehen wie der Franzose Antoine Griezmann von Atlético Madrid. (sid, lü, 3.8.2017)