Kunst nicht nur anzuschauen, sondern auch selbst zu machen, dazu sind die Teilnehmer des Workshops "WeltBilder" im Mumok eingeladen.


Foto: Mumok / Christoph Spranger

Wien – Pinsel und Acrylfarben stehen bereit, eine lange Papierrolle ist ausgebreitet. Zwei Kunstvermittlerinnen des Mumok besprechen noch einmal den Zeitplan, bevor sie vom Atelier nach oben in den Eingangsbereich gehen. Normalerweise nehmen ungefähr 20 Personen am monatlichen Workshop teil, dieses Mal warten nur etwa halb so viele Teilnehmer, darunter auch einige Kinder.

WeltBilder heißt der Workshop, den das Mumok seit 2016 an jedem letzten Freitag gemeinsam mit dem Caritas-Projekt Kompa anbietet. Asylwerber, aber auch Menschen ohne Migrationshintergrund bekommen die Möglichkeit, kostenlos eine der aktuellen Ausstellungen zu besuchen und anschließend im Atelier selbst tätig zu werden. Das Ziel ist, einen Austausch über und durch Kunst zu fördern.

Einige der Teilnehmer haben den Workshop schon mehrmals besucht, eine Vorstellrunde bleibt trotzdem nicht aus. Statt dass nach der Herkunft oder dem Migrationshintergrund gefragt würde, liegt allerdings ein weißes Blatt Papier auf dem Boden des Ateliers, auf dem nun eine eigene Wienkarte gezeichnet werden soll. Nach anfänglichem Zögern entsteht innert einer halben Stunde ein sehr individueller Stadtplan, in dem jeder seinen heutigen Weg ins Mumok einzeichnet. Ohne dass darüber gesprochen würde, kommt so ein erstes Gemeinschaftsgefühl auf.

Pünktlich zum Aufbruch in die Ausstellungsführung gesellt sich noch eine kleine Familie zur Gruppe. Und schnell muss der anfangs gefasste Zeitplan wieder verworfen werden. Die "Offene Kunstwerkstatt" richtet sich nämlich nach der Gruppendynamik und den Bedürfnissen der Teilnehmer, wie die Kunstvermittlerinnen erklären. Besonders die Kinder wollen schon jetzt zu malen beginnen. Deshalb spaltet sich die eben erst zusammengezeichnete Gruppe auch schon wieder auf.

Der 30- bis 60-minütige Rundgang führt diesmal durch die Ausstellung watching sugar dissolve in a glass of water, die von dem Künstler Martin Beck aus der Sammlung des Mumok zusammengestellt wurde. Danach verabschieden sich drei Workshopteilnehmer, die diesen eher spontan besucht haben und nicht genug Zeit eingeplant hatten – drei Stunden dauert WeltBilder. Aber: Sie wollen wiederkommen.

Gemeinsam ans (Kunst-)Werk

Zurück im Atelier wäre eine "Kartografie" der eben gesehenen Ausstellung auf dem Programm gestanden, ein Austausch über persönliche Highlights. Unter anderem wäre dabei sicherlich Franz Gertschs Holzschnitt Natascha II oder das Gemälde Air Stream des Hyperrealisten Ralf Goings zur Sprache gekommen, die bei der Führung die Aufmerksamkeit der Gruppe besonders auf sich zogen. Über Charlotte Posenenskes Kartonobjekt Vierkantrohre Serie DW war sogar – trotz der einen oder anderen Sprachbarriere – eine kleine Diskussion über Kunst an sich entstanden. Dolmetscher der Caritas stehen übrigens unterstützend zur Seite.

Diesmal geht es jedoch gleich ans gemeinsame (Kunst-)Werk. Besonderen Anklang findet das Malen an der Wand, bei dem man sich wie ein richtiger Künstler fühlen darf. Schnell findet man sich auch für Gemeinschaftsbilder zusammen. Die Atmosphäre ist trotz lebhafter Kleinkinder ruhig und entspannt. Die sonst übliche Abschlussrunde fällt heute aus, die fertigen Kunstwerke bleiben zum Trocknen im Atelier und können später abgeholt werden.

Am Ende hat man sich vielleicht weniger über verschiedene Weltbilder als über das richtige Mischverhältnis von Farbe ausgetauscht, aber einen schönen Nachmittag mit Kunstinteressierten verlebt. Ganz gleich, von woher man heute gekommen ist. (Katharina Stöger, Spezial, 4.8.2017)