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Coleman: "Für mich ist es schon toll"

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Coleman fordert Bolt.

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London – Christian who? Ein Nobody fordert Usain Bolt heraus. Christian Coleman, 21 Jahre alt und aus Atlanta, Georgia, ist auf dem Papier der erste und größte Gegner des 30-jährigen Jamaikaners, der achtmal Olympiasieger und elfmal Weltmeister war. Am Donnerstag schmückte Coleman neben einigen Teamkolleginnen und -kollegen das Podium im "Media Conference Room" des Londoner Olympiastadions. Mit leiser, sehr leiser Stimme sprach er über seine Erwartungen., und man musste schon sehr genau hinhören, um etwas zu verstehen "Für mich ist es schon toll", flüsterte Coleman, "dass mein Name jetzt im Zusammenhang mit Namen wie Bolt, Gay oder Gatlin genannt wird."

Bei regulären Bedingungen ist heuer kein Mensch die 100 Meter schneller gelaufen als Coleman, der am 7. Juni in Eugene nach 9,82 Sekunden die Ziellinie überquerte und damit um 0,08 Sekunden schneller war als der Jamaikaner Yohan Blake am 27. Juni in Kingston. Bei Usain Bolt, nur zum Vergleich, stehen 9,95 Sekunden (21. Juni, Monaco) zu Buche. Die 9,69 Sekunden des Kanadiers Andre de Grasse am 18. Juni in Stockholm kamen mit unzulässigem Rückenwind (4,8 m/s) zustande, diese Marke ist für die WM auch insofern ohne Bedeutung, als De Grasse verletzt absagen musste.

Ein schräges Duell

Bleibt – neben Blake und dem Südafrikaner Akani Simbine – vor allem Christian Coleman, der Mann mit der leisen Stimme. Er stellt auch sonst die Antithese zu Bolt dar, ist 1,75 Meter groß und 71 Kilogramm schwer. Das wird, wenn es denn wirklich dazu kommt und sich die beiden im Sprintfinale am Samstagabend matchen, ein schräges Duell – Bolt ist 1,95 Meter groß, wiegt 95 Kilogramm. Ganz zu schweigen von seiner Erfahrung in großen Endläufen. Seit 2008 hat ihn bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften über 100 Meter, 200 Meter und in der Sprintstaffel keiner abgehängt.

Nur zwei Titel hat er in diesen Jahren nicht verbucht: jenen über 100 Meter bei der WM 2011, als ihm ein Fehlstart unterlief, sowie jenen mit der Staffel bei Olympia 2008, der wegen eines positiven Dopingtests seines Teamkollegen Nesta Carter auch ihm aberkannt wurde. Coleman hat noch keinen Endlauf bei einem Großevent in den Beinen. Er durfte zwar der US-Staffel im Vorjahr zum Einzug ins Olympiafinale verhelfen, wurde dann aber nicht mehr berücksichtigt und erlebte die Disqualifikation seiner Kollegen als Zuschauer mit.

Ein hehres Vorhaben

Coleman sagt, er wolle sich "nicht auf Usain Bolt konzentrieren, sondern auf mich. Ich will mein Rennen auf meiner Bahn laufen und so schnell wie möglich sein". Ob ihm das gelingt, wenn Bolt seine Show abzieht und die Zuseher kreischen, bleibt abzuwarten. Sollte er die Sensation schaffen und Bolt in die Schranken weisen, werden viele die Ohren spitzen. (Fritz Neumann, 3.8.2017)