Manuela Zinsberger gab bei der EM den sicheren Rückhalt, im abschließenden Elferschießen war sie machtlos.

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Breda – Das Dumme an einem Turnier ist, dass es außer für ein Team für alle mit einer Enttäuschung endet. Da kann man davor für noch so viel Aufsehen gesorgt haben. Und Österreichs Fußballerinnen haben in den Niederlanden für ziemlich viel Aufsehen gesorgt. Mit ihren Leistungen, mit ihrer lockeren Art und auch mit den ausgelassenen Feiern. Hauchdünn schrammte der EM-Endrunden-Debütant am Finaleinzug vorbei. So bestreiten am Sonntag in Enschede der Gastgeber und Dänemark das Endspiel. Nach mehr als drei Wochen in den Niederlanden trat das Team von Dominik Thalhammer am Freitag von Rotterdam aus die Heimreise an.

"Die Situation ist nicht leicht einzuordnen", resümierte der Teamchef. "Einerseits war es ein großartiges Turnier. Wir sind als Underdog ins Semifinale gekommen. Wir haben gut als Kollektiv gearbeitet. Andererseits waren wir so knapp am Finale dran."

In dreimal 90 und zweimal 120 Minuten blieb Österreich ungeschlagen. Das Elfmeterschießen, das im Viertelfinale gegen Spanien noch so perfekt funktioniert hatte, klappte im Halbfinale gegen Dänemark gar nicht mehr. Sarah Puntigam hatte schon in der regulären Spielzeit einen Strafstoß vergeben. "Ich wollte ihn rechts in die Ecke schießen, leider ist er mir drüber gerutscht. Ärgerlich", sagte die Steirerin, die gegen Spanien noch sicher verwandelt hatte.

Im Elferschießen scheiterten auch Laura Feiersinger, Viktoria Pinther und Verena Aschauer. Carina Wenninger und Nina Burger brauchten es nicht mehr zu probieren. "Die Lockerheit war nicht mehr so da", sagte Thalhammer. Im Viertelfinale hatte man vor dem Elferschießen noch gescherzt.

"Vom Kopf her nicht so frisch"

Nach der Partie überwog bei den Spielerinnen durchwegs die Enttäuschung. "Aber", sagte Sarah Zadrazil, "wenn man auf das große Ganze blickt, haben wir viel erreicht." Torfrau Manuela Zinsberger, die gegen Dänemark eine tadellose Leistung ablieferte, sagte: "Wir können mit einem positiven Gefühl aus dieser EURO gehen." Am Donnerstag habe in Breda das Quentchen Glück gefehlt. "Ich denke, dass wir vom Kopf her nicht so frisch waren. Wir konnten unser Spiel nicht so durchziehen, wie wir es wollten", sagte Laura Feiersinger.

Die Salzburgerin erntete extra Lob von Dänemarks Coach Nils Nielsen. "Von ihr wird man noch viel hören." Österreich, sagte er noch, habe ein großartiges Turnier gespielt. Entsprechend zufrieden resümierte ÖFB-Präsident Leo Windtner: "Es war beeindruckend, wie sich das Team dargestellt hat." Dass ein derartiger Hype ausgelöst wurde, sei nicht zu erwarten gewesen. "Uns wurde vor Augen geführt was Frauenfußball auslösen kann."

Nach dem einen oder anderen offiziellen Termin und ein paar Tagen Ruhe kehren die Spielerinnen wieder in den Alltag und zu ihren Klubs zurück. Lisa Makas muss sich nach ihrem im Viertelfinale erlittenen Kreuzbandriss am Knie operieren lassen. Auch Nicole Billa muss eine Fußballpause einlegen. Die Offensivspielerin zog sich am Donnerstag ein Knochenmarksödem auf der linken Fußwurzel zu.

Der Alltag könnte zumindest vorerst nicht mehr ganz derselbe sein. Vor dem Turnier hatte Stürmerin Nina Burger gemutmaßt, dass sie nach der Endrunde vielleicht drei von zehn Österreichern kennen würden. Und was vermutet sie jetzt? "Sieben oder acht vielleicht? Mehr als drei werden es schon sein." (Birgit Riezinger aus Breda, 4.8.2017)