Statt der erwarteten 200.000 Euro wechselte Emilio Vedovas "Tensione, N 4 V" im Dorotheum für stattliche 792.500 Euro den Besitzer.

Foto: Dorotheum

Für Koloman Mosers "Schwertlilien" (1911/14) bewilligte ein deutscher Privatsammler mit 604.800 Euro (inkl. Aufgeld) den vorläufigen Auktionsweltrekord für ein Werk des Künstlers.

Foto: im kinsky

Wirft man einen Blick auf Analysen internationaler Kunstmarktökonomen, dann wird Österreich seit Jahren die Rolle einer Randnotiz untergejubelt. Ein Schicksal, das man immerhin mit Ländern wie Italien, der Schweiz und auch Deutschland teilt. Ein Prozent des internationalen "Auktionskuchens", das ist beispielsweise jener Marktanteil, den Clare McAndrew im Frühjahr im "Art Basel & UBS Report" genannten Nationen zuwies.

Gemessen am weltweiten Umsatz von 22,1 Milliarden Dollar ergebe das einen Jahresumsatz von 221 Millionen Dollar oder umgerechnet etwa 186 Millionen Euro. Ein Wert, der mit der Realität nicht übereinstimmen kann: Konkret wird das zugrunde gelegte Datenmaterial von Kunstpreisdatenbanken bezogen, die Auktionsergebnisse gar nicht vollständig einbeziehen. Teils behilft man sich mit Hochrechnungen.

Nur eine Orientierung

Ein Abgleich mit den tatsächlich erzielten Umsätzen ist jedoch nicht möglich, da nur wenige Auktionshäuser Einblick in ihre Bilanzen gewähren. Und selbst die veröffentlichten Ergebnisse sind nur eine Orientierung: Denn einerseits bleiben kurz nach der Versteigerung erfolgte Nachverkäufe unberücksichtigt, und andererseits sind bisweilen Zuschläge inkludiert, denen aus unterschiedlichen Gründen kein Besitzerwechsel zugrunde liegt.

Etwa weil ein Nichtverkauf sowohl für das Image als auch an der Akquisitionsfront ein Störfaktor wäre. Oder weil der Höchstbieter den Kaufpreis nie bezahlte. Fallweise wird das Objekt neuerlich versteigert, der Zuschlag ein weiteres Mal erfasst. Die faktische Wahrheit liegt irgendwo zwischen Schummeleien und Hochrechnungen begraben, für die atmosphärische muss man sich mit verfügbaren Richtwerten behelfen.

Im Dorotheum, das auch auf Anfrage seit Jahren keine Daten bekanntgibt, können lediglich die offiziellen Umsätze der Auktionswochen (exkl. Nachverkäufen) herangezogen werden. Die Verkäufe der im April und Juni abgehaltenen Versteigerungen summierten sich auf 35,48 Millionen Euro und lagen damit unter den Vergleichswerten der Vorjahre (2015: 37,34 Mio.; 2016: 35,53 Mio.). Den höchsten Anteil steuerten Zeitgenössische Kunst (11,23 Mio.) und Alte Meister (10,79 Mio.) bei. Bei Bildern des 19. Jahrhunderts notierte man mit 4,9 Millionen den hausinternen Spartenhöchstwert (2010: 4,2 Mio.). Eine Bilanz, die sich auch in den zehn höchsten seit Anfang des Jahres hierzulande verzeichneten Zuschlägen (siehe Tabelle) spiegelt.

Nebenschauplätze

Das Ranking wird vom Dorotheum dominiert, zeigt aber auch, dass selbiges bei Kunst der Klassischen Moderne deutlich an Terrain verlor. Besonders bei Werken österreichischer Künstler dieser Epoche hat "im Kinsky" längst die Nase vorn. Der dort seit Anfang des Jahres verbuchte Umsatz wird auf Anfrage mit 13,5 Millionen Euro beziffert (2016: 14,4 Mio.).

Hinzu kommen bereits etablierte Nebenschauplätze: die bei Ressler Kunst Auktionen in zwei Sitzungen verzeichneten Besitzerwechsel zum Gegenwert von insgesamt etwas mehr als zwei Millionen Euro (exkl. Zuschlägen unter Vorbehalt und Nachverkäufen). Bei Hassfurther schlug die Mai-Auktion (exkl. Nachverkauf) mit knapp 1,7 Millionen Euro zu Buche. Udo Langauers Austrian Auction Company erwirtschaftete in drei Sales (Teppiche, Art Modern, Tribal Art) 1,35 Mio. Euro (inkl. Nachverkauf).

Theoretisch würde auch der vom Auktionshaus Nagel erzielte Asiatika-Umsatz in der kürzlich in Salzburg eröffneten Niederlassung in die heimische Halbjahresbilanz einfließen. Das in Stuttgart angesiedelte Unternehmen entschloss sich aufgrund der strengen Sorgfaltspflichten des neuen Kulturgutschutzgesetzes zur Verlegung der Versteigerungen dieser Sparte. Praktisch gibt Nagel aber keine Umsätze bekannt, laut dem deutschen Handelsblatt hat sich das Salzburger Ergebnis auf 5,5 Mio. Euro belaufen. (Olga Kronsteiner, 6.8.2017)