Wien/Sant'Agata – Der arme Tipo hat bei unserem Test gescheit herhalten müssen – frage nicht. Es ist selten, dass wir ein Auto so hernehmen. Aber dem Tipo hat das nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil, der hat die Schinderei gleich gnadenlos zurückgezahlt.

Die Sache war nämlich die, dass da dieser Lamborghini war, der bei sich daheim auf eine Testrunde wartete – Stammleser erinnern sich vielleicht noch.

Foto: Guido Gluschitsch

Also sind wir mit dem Tipo von Wien nach Sant'Agata Bolognese gefahren. Aus den geplanten 760 Kilometern und siebeneinhalb Stunden wurden dann, weil natürlich niemand daran gedacht hat, ein Zimmer vorzureservieren, mehr als zehn Stunden und weit über 800 Kilometer.

Foto: Guido Gluschitsch

Aber nicht, dass man glaubt, der Tipo müsste dafür einmal stehen bleiben und tanken. Wenn es nach ihm geht, fährt man 1000 Kilometer am Stück durch. Und kein Auto ist so gemütlich, dass man so eine Distanz auf einen Rutscher bewältigen will. So kreuzmarod, wie unsereins ist, geht das auch gar nicht. Nach sechs Stunden Fahrt öffnet man einfach die Tür und hofft, beim Herausfallen sanft zu landen und dass die Wirbel bald wieder in Position sind.

Haftschalen

Das ist jetzt kein Problem des Tipo. Nur in Schalensitzen tritt das Problem nicht auf. Den als Extra zu ordern hätte aber komisch ausgesehen, in einem 120 PS starken Dieselkombi mit Doppelkupplungsgetriebe, der es lieber kommod als überhastig angeht. 10,4 Sekunden ist kein Rekordwert für den Sprint auf 100 km/h.

Foto: Guido Gluschitsch

Das hat der Lambo dann besser können. Besser eingelenkt hat er auch, und schöner war er. Dann sind wir aber schon ziemlich fertig. In jeder anderen Kategorie hat der Massen- den Sport-Italiener regelrecht an die Wand gespielt.

Allein in den Fußraum des Tipo passt mehr Gepäck als in den gesamten Lamborghini. Kurzum, als der vollgestopfte Huracan beim Lambo-Werk vom Hof rollte, war der Tipo immer noch komplett angeräumt, weil alles bis auf die Kamera, zwei Unterhosen und die Sonnenbrille im Kombiheck bleiben musste.

Foto: Guido Gluschitsch

Bestes Feature im Tipo ist aber, dass das Navi jede Section Control kennt und, solange man in einem solchen Abschnitt ist, die Schnittgeschwindigkeit mitrechnet. Allein dadurch wird das Fahren in Italien und durch Baustellen unglaublich entspannt.

Doppelkupplungsgetriebe

Fahrwerk und Lenkung reißen dem Auto, wie der Antrieb, keinen Haxen aus, sind eben auf Alltagstauglichkeit getrimmt. Der Wagen ist, wie es sich für einen Tipo gehört, robust, praktisch und, dank der Doppelkupplung, auch edel. Nach fast 800 Kilometer Heimweg ist man trotzdem froh, wieder rausfallen zu dürfen. (Guido Gluschitsch, 10.8.2017)

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