Der Stoff Acrylamid in den Pommes frites steht im Verdacht, Krebs zu fördern: er entsteht beim Rösten und Frittieren.

Foto: Heribert Corn www.corn.at

Pommes frites sind anders als, sagen wir: Rühreier oder eine Erbsensuppe, ein magisches Gericht. Für den Linguisten Roland Barthes waren die gebackenen Kartoffelstäbchen in Kombination mit dem blutigen Beefsteak der französische Mythos. Sie symbolisierten, so Barthes, nicht nur die kulinarische, sondern die nationale Grandeur schlechthin. Als sich die amerikanisch-französischen Beziehungen nach 9/11 rapide verschlechterten, weil Paris sich gegen einen Einmarsch im Irak wehrte, rächten sich etliche US-Superpatrioten, indem sie die "French Fries" kurzerhand in "Freedom Fries" umbenannten.

Seit einigen Wochen sind Pommes frites wieder zum Politikum geworden. Wie bei der legendären Gurkenkrümmungsfrage argwöhnen EU-Skeptiker, die Brüsseler Bürokratie werde erneut von einem Anfall akuter Regelungswut heimgesucht. Stein des Anstoßes: Die EU macht gegen den Stoff Acrylamid mobil. Er entsteht beim Rösten und Frittieren und wird verdächtigt, Krebs zu fördern.

Landwirtschaftsminister Rupprechter gab sogleich Bürokratiealarm und meinte, was man garantiert nicht brauche, sei eine "Frittenpolizei". Dieser einigermaßen norddeutsch anmutende Neologismus enthält die Pommes-frites-Kurzbezeichnung "Fritten", welche sich auf stilistisch ähnlich saloppem Niveau bewegt wie das gleichbedeutende "Pommes". Seltener zu hören bekommt man die Bezeichnung "Ackerkeks", obwohl diesem Scherzwort eine Portion Wahrheit innewohnt.

Weil der Acrylamidgehalt bei dunklen Pommes höher ist als bei hellen, brachte die "Bild"-Zeitung die Vermutung auf, die EU wolle eine "Pommes-Ampel" einführen. Der Vergleich hinkt ein wenig. Wohl kennt man gelbe Pommes und, wenn sie mit Ketchup dargeboten werden, auch rote (Pommes + Ketchup + Mayo = "Pommes rot-weiß"). Grüne Pommes sind aber weithin unbekannt.

Zum Schluss ein Tipp: Wer sichergehen möchte, seine Erdäpfel ohne Acrylamid serviert zu bekommen, der halte sich an Georg Kreislers Schüttelreim: "Ich hätt' eine fromme Bitt' / Gebt mir keine Pomme Fritt." (Christoph Winder, 6.8.2017)