Ein Familienmensch inszeniert sich selbst als Kriegsherr (siehe das Leopardenfell): Henri Gascars Gemälde "Porträt der Familie von Jan III. Sobieski" stammt aus 1691. An Lorbeer wurde nicht gespart.

Foto: Belvedere

Wien – Von der Prunkentfaltung besiegter Rivalen ließ sich Jan III. Sobieski noch im Nachhinein beeindrucken. Polens König befehligte 1683 das Heer der "Heiligen Liga". Die christliche Streitmacht stieg vom Wiener Kahlenberg herunter und schlug die osmanischen Truppen des Großwesirs Kara Mustafa in die Flucht. Das zurückgelassene Zelt des geflüchteten Feldherrn inspirierte Sobieski zu Lob und Anerkennung: "So geräumig" sei Kara Mustafas mobile Wohnstatt wie "Warschau oder Lemberg in ihren Mauern".

Mit einer feinen Schau würdigt das Belvedere den Befreier von Wien. Die Ausstellung Jan III. Sobieski – Ein polnischer König in Wien zeichnet mit wenigen, kräftigen Strichen das Porträt eines Barockherrschers (1629-1696), der viele Gaben auf sich vereinigte. Fortuna schüttete weniger Glück über den ehrgeizigen Fürsten aus, als ihm aufgrund seiner Fähigkeiten vielleicht zugestanden wäre.

Die Wahlkönigskrone wurde dem umtriebigen Feldherrn 1674 zuteil. Die polnisch-litauische "Republik beider Nationen" vereinigte innerhalb ihrer Grenzen eine Vielzahl von Völkerschaften und religiösen Bekenntnissen. Vor allem aber bildete sie ein institutionell labiles Staatsgebilde. In diesem kollidierten die Machtansprüche absoluter Herrschaft bedrohlich mit den Interessen von Hoch- (Magnaten) und Kleinadel ("Szlachta").

Zahlreiche Invasionen

Kein Wunder, wenn König Sobieski seine Städte wie Warschau oder Lemberg klein vorkamen, wenn er ins Innere eines erbeuteten Türkenzeltes blinzelte. Das agrarische Polen des 17. Jahrhunderts wurde von Invasionen geplagt, etwa durch die Schweden oder die Krimtataren. Die politische Szene blieb von europäischen Großmachtinteressen dominiert, schon weil die meisten Wahlkönige vor Sobieski Vertreter ausländischer Dynastien waren. Sobieskis Frankophilie besaß nur zu private Gründe. Seine (von ihm mit zahllosen zärtlichen Briefen bedachte) Gemahlin war eine Hofdame aus Frankreich, beseelt vom vergeblichen Ehrgeiz, dem Hause Sobieski die Erbfolge zu sichern.

Die Sobieski-Porträts der Zeit zeigen denn auch kein sublimes Antlitz, sondern die entschlossenen Züge eines Tatmenschen, der obendrein ein geradezu bürgerlicher Hausvater und Familienpatron war. Sobieski, der "Großhetman" im Sattel, glich rund hundert Jahre vor Napoleon Bonaparte einem kleinen Weltgeist zu Pferde.

Zauberhafte Höhepunkte

Zwischen den zahllosen Feldzügen fand Polens Herrscher ausreichend Muße, aus dem Landhaus Wilanów (heute auf Warschauer Stadtgebiet) ein bauliches Kleinod anfertigen zu lassen – nach Plänen von Agostino Vincenzo Locci. Maler wie Jan Reisner wurden von ihrem Mäzenas nach Rom zur Ausbildung geschickt. Die dort angelernte Kunstfertigkeit sicherte ihnen auch die königliche Gunst von Jans Nachfolger, August II. aus dem Haus Wettin.

Zauberhafte Höhepunkte einer hochkonzentrierten Schau bilden Canalettos (Bernardo Bellotto) Vedouten von Warschau, etwa der "Kirche der Sakramentsschwestern" auf dem Marktplatz der Neustadt. Das Bauwerk war eine Votivgabe der Königin für den Sieg vor Wien. Von bizarrem Reiz sind die Umwandlungen osmanischer Beutetextilien in Mess- und Ordensgewänder: unschöne Triumphgesten aus unruhiger Zeit. (Ronald Pohl, 5.8.2017)