Olli Schulz und Jan Böhmermann laden am Sonntag zum inszenierten Polittalk.

Foto: ZDF/BEN KNABE

Wien – "Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um gemeinsam zu rufen: Wir sind enttäuscht von Deutschland." Keine Geringere als die deutsche Schriftstellerin Sibylle Berg stimmt das Klagelied an, in das die Herren Jan Böhmermann und Olli Schulz am Sonntag um 23.15 Uhr auf ZDF neo gekonnt einstimmen.

Die deutsche Jammerkultur zelebrieren die beiden Satiriker am runden Tisch so, wie sie in ungezählten Talkrunden Sonntag für Sonntag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Deutschlands und Österreichs gepflegt wird. Der Unterschied: Die Gäste sind nicht echt, und das Publikum im Studio weiß am Anfang nicht Bescheid.

Schauspielgrößen ohne Drehbuch

Im Studio sitzen allesamt deutsche Schauspielgrößen, die ihrerseits in repräsentative Rollen schlüpfen, nur ohne Drehbuch – wie im richtigen Leben halt auch: Lars Eidinger ist der exzentrische Volksbühne-Schauspieler und versponnene Frauenhasser Finn Meinhold ("Ich bin Antifeminist"), Katharina Thalbach ist Marita Skwara, rasende Rentnerin aus Berlin-Brandenburg, heute AfD-Wählerin, Iris Berben spielt die extravagante Kathrin Ferrante, die zum letzten Mal vor zehn Jahren in Wetten, dass..? war. Die vierte Diskutantin spielt Karoline Herfurth als feministische Youtuberin Claudine Landmann. Es wird allerlei Unsinn geredet in 60 Minuten und dabei mehr Wahrheit gesagt als in vielen "echten" TV-Diskussionen.

Am Ende verabschieden sich die Diskutanten und kehren als sie selbst an den Tisch zurück. Auch diese Nachbesprechung sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. (prie, 6.8.2017)