Mit einem ganz speziellen subversiven Humor begegnen die Iraner dem Alltag in der Islamischen Republik: So boomen etwa derzeit Facebook-Einträge, in denen Zwiebeln als Schmuckstücke getragen werden, weil der Preis des Grundnahrungsmittels zuletzt stark angestiegen ist. Als vor allem junge und urbane Wähler – und hier müssen unbedingt die Wählerinnen extra genannt werden – Präsident Hassan Rohani im Mai in eine zweite Amtszeit wählten, meinten sie das hingegen bitter ernst: Trotz aller nicht eingelösten Versprechen halten sie ihn noch immer für denjenigen, der ihnen am ehesten das geben wird, was sie sich wünschen: ein ganz normales Leben.

Die Zeichen dafür stehen nicht gut. Wohin der Iran gehen wird, ist längst nicht entschieden, auch wenn der religiöse Führer Ali Khamenei vor der zweiten Amtseinführung Rohanis eine Art Burgfrieden ausgerufen hat.

Rohanis Deeskalationspolitik hat Feinde: interne, die sich die ewige Revolution wünschen, was stabile Beziehungen zu vielen Ländern ausschließt; und äußere, die sich nicht vorstellen können, dass die Islamische Republik jemals etwas anderes als ein nach Hegemonie strebendes Revolutionsexportunternehmen sein könnte. Die Mehrheit der Bevölkerung hat damit nichts zu tun. Soll man "ihrem" Präsidenten helfen oder soll man ihm als Teil des Systems Prügel vor die Beine werfen? Die USA unter Donald Trump haben sich jedenfalls für Letzteres entschieden. (Gudrun Harrer, 4.8.2017)