Seattle – Adipositas ist in westlichen Gesellschaften auf dem Vormarsch. US-Forscher lassen nun mit einem erstaunlichen psychologischen Effekt aufhorchen: Wie sie in "Psychological Science" berichten, beeinflusst die Körperfülle von männlichen asiatischen US-Amerikanern, ob sie von ihren Mitbürgern eher für Amerikaner oder für illegale Einwanderer gehalten werden: je dicker, desto eher "amerikanisch".

Für andere Ethnien in den USA gilt das offenbar nicht, wie die Studie ergab. Die Forscher vermuten, dass dies mit stereotypen Vorstellungen über asiatische Länder zusammenhängt.

Für ihre Studie präsentieren Sapna Cheryan und Kollegen von der University of Washington in Seattle mehr als 1.200 Probanden Fotos von US-Amerikanern unterschiedlichster Ethnien. Die Bilder wurden zuvor so manipuliert, dass von jeder Person sowohl eines mit normalem als auch eines mit Übergewicht vorlag. Die Studienteilnehmer mussten dann beim Betrachten der Bilder ihre Einschätzung abgeben, ob die abgebildete Person in den USA oder außerhalb des Landes geboren wurde oder ob Englisch ihre Muttersprache ist.

Weiße und schwarze Amerikaner wurden insgesamt deutlich häufiger als "amerikanisch" wahrgenommen als südamerikanisch oder asiatisch aussehende Personen. Das Gewicht machte aber lediglich bei der Beurteilung letzterer einen Unterschied.

"Übergewichtige Menschen haben in den USA oft mit Vorurteilen und Benachteiligungen zu kämpfen. Offenbar gibt es aber für Amerikaner asiatischer Abstammung einen paradoxen sozialen Nutzen", sagte Cheryan . "Es verleiht ihnen in der Wahrnehmung vieler Menschen eine amerikanischere Identität und könnte sie vor Fremdenfeindlichkeit schützen." (red, 7.8.2017)