In Belgien stehen 57 Geflügelbetriebe unter Fipronil-Verdacht.

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Brüssel – Die belgischen Behörden haben bereits vor zwei Monaten von einer möglichen Belastung von Hühnereiern durch das Insektizid Fipronil erfahren. Das sagte am Samstag eine Sprecherin der Behörde für Lebensmittelsicherheit.

"Wir wussten seit Anfang Juni, dass es möglicherweise ein Problem mit Fipronil in der Geflügelzucht gibt", sagte die Sprecherin dem Fernsehsender VRT. Aufgrund der Einleitung von Ermittlungen wegen Betrugs habe die Behörde diese Informationen nicht veröffentlicht. Man habe sofort eine Untersuchung eingeleitet und außerdem die Staatsanwaltschaft informiert, sagte Katrien Stragier. "Von da an galt das Ermittlungsgeheimnis."

Deutschlands Agrarminister Christian Schmidt zeigte sich enttäuscht über die belgischen Behörden: Er habe erwartet, zeitnah und umfassend informiert zu werden, erklärte ein Sprecher des CSU-Politikers am Samstag in Berlin. Am Montag wolle er mit seinem Amtskollegen in Brüssel telefonieren.

In Belgien stehen 57 Geflügelbetriebe unter Fipronil-Verdacht. Das hat Agrarminister Denis Ducarme am Sonntag mitgeteilt. Bisher hatten die belgischen Behörden keine Zahlen genannt.

Weitere Betriebe betroffen

In den Niederlanden wurden am Samstag weitere 14 Betriebe vorübergehend geschlossen, weil dort mit Fipronil verunreinigte Eier gefunden wurden. Nach Angaben der Kontrollbehörde für Lebensmittel (NVWA) in Utrecht waren die Betriebe keine registrierten Kunden des Reinigungsbetriebes, der das Insektizid verbotenerweise verwendete.

Mindestens zehn Millionen kontaminierte Eier aus den Niederlanden wurden nach Deutschland geliefert, ein Teil davon gelangte in den Handel. Auch in der Schweiz wurden mit Fipronil behandelte Eier zurückgerufen.

Fipronil wird etwa bei Hunden gegen Hautparasiten wie Läuse, Milben und Flöhe eingesetzt. Die Anwendung bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist in der EU verboten. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel verbotenerweise Fipronil beimengte und die Mischung an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland verkaufte.

Verantwortung bei nationalen Stellen

Die EU-Kommission sieht die Verantwortung zum Schutz der Verbraucher im Fall der von dem Insektizid Fipronil verseuchten Eier bei den nationalen Behörden. Die Kommission koordiniere zwar die Informationen der EU-Staaten, doch liege jegliche Risikoeinschätzung bei den nationalen Stellen, weil diese die Märkte und ihre Konsumenten besser kennen würden, sagte eine Sprecherin am Montag in Brüssel. (red, APA, 7.8.2017)