Marcus Hutchins: Held oder Bösewicht?

Als "zufälliger Held" vor wenigen Monaten noch gefeiert, kam die Verhaftung von Marcus Hutchins für viele überraschend: Der Brite soll vor drei Jahren an Entwicklung und Verbreitung der Schadsoftware Kronos beteiligt gewesen sein, dies behauptet zumindest die US-Bundesbehörde FBI.

Nun könnte der 23-jährige aber zumindest temporär wieder freikommen, wie die BBC berichtet: Das zuständige US-Gericht hat am Freitag eine Kaution in der Höhe von 30.000 US-Dollar festgelegt. Allerdings konnte er diese Summe nicht umgehend vorlegen, musste also zumindest für das Wochenende vorerst in Haft bleiben.

Rechtsstreit

Zuvor hatte sich Hutchins als "nicht schuldig" bekannt. Dabei gestand er zwar ein, der Autor von Kronos zu sein, dies alleine sei aber noch kein Rechtsverstoß. Experten stimmen dieser Einschätzung zu: Orin Kerr, Professor der Rechtswissenschaft an der Washington-Universität, meint etwa, dass es keinerlei Belege dafür gebe, dass Hutchins die Software für eine "Verschwörung" verwendet haben soll. Dies sei aber für eine Verurteilung nötig. Die Schadsoftware zu schreiben und zu verkaufen sei nicht illegal, mit rechtlichen Problemen müsse nur gerechnet werden, wenn der Verkauf darauf abzielt, eine Straftat zu vollziehen.

Hintergrund

Hutchins war vergangene Woche am Rande der Hacker-Konferenz Defcon verhaftet worden. Vor einigen Monaten geriet er in die Schlagzeilen, weil er durch einen Zufall die Cyberattacke WannaCry gestoppt hatte, nachdem er gemerkt hatte, dass einer der von den Angreifern verwendeten Domains nicht verlängert wurde, und sich diese schnappte. Was Hutchins nicht wusste: Die Domain war als eine Art Killswitch ausgelegt, durch seine Übernahme wurde die Attacke also abgebrochen. (red, 6.8.2017)