Keine Frage: Die neuen, schärferen Sanktionen gegen Nordkorea sind ein Erfolg für US-Präsident Donald Trump, vor allem für seine überraschend effektive UN-Botschafterin Nikki Haley. Zu verdanken ist der einstimmige Beschluss im Sicherheitsrat aber hauptsächlich Diktator Kim Jong-un. Nordkoreas Politik der Dauerprovokation und nuklearen Aufrüstung treibt sogar seine chinesischen Verbündeten in die Verzweiflung.

Der am wenigsten riskante Weg

Da sich die Führung in Peking auch ein wenig vor Trump und seinen protektionistischen Drohungen fürchtet, die dieser mit der Nordkoreapolitik verknüpft, sah sie es diesmal als den am wenigsten riskanten Weg, dem US-Drängen nachzugeben und weiter an der Sanktionsschraube zu drehen – so, dass es Pjöngjang tatsächlich wehtut.

Kollaps mit unkalkulierbaren Folgen

Allerdings ist nicht zu erwarten, dass Kim deshalb seinen Kurs ändert und sein Atomprogramm aufgibt. Mit wirtschaftlichem Mangel kann das Regime trotz der neu entdeckten Konsumfreude seiner Elite immer noch gut leben. China – und nur China – hätte es zwar in der Hand, Kim durch das Abschneiden der finanziellen Lebensader in die Knie zu zwingen. Aber das birgt aus Pekinger Sicht das größte Risiko in sich: den Kollaps des Regimes mit unkalkulierbaren Folgen für die eigene Stabilität.

Spätestens bei Kims nächstem Raketen- oder Atomtest muss China wohl Farbe bekennen. Derzeit ist man in Peking über das Sowohl-als-auch-Stadium noch nicht hinaus. (Eric Frey, 6.8.2017)