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Backstreet's back, alright

Foto: REUTERS/RATTAY

Dortmund – Als Sven Ulreich den entscheidenden Elfmeter von Marc Bartra gehalten hatte, fiel von seinen Mitspieler eine große Last ab. Angeführt von Franck Ribéry stürmten sie auf ihren Torhüter zu, Arturo Vidal und Rafinha führten derweil vor den eigenen Fans einen wilden Freudentanz auf. Nach einer ungewohnten Niederlagenserie in der Vorbereitung war die Erleichterung bei den Profis des deutschen Rekordmeisters Bayern München nach dem Sieg im Supercup bei Erzrivale Borussia Dortmund riesig. Zu Sambaklängen wurde der erste offizielle Titel der Saison in der Kabine ausgelassen gefeiert.

"Das lag am Druck. Für uns war es sehr wichtig, um die Niederlagen in der Vorbereitung abzustreifen. Es war eine Wohltat zu gewinnen", sagte Thomas Müller nach dem 2:2 (1:1) in der regulären Spielzeit und dem 5:4-Erfolg im folgenden Elfmeterschießen beim DFB-Pokalsieger. Die Bedenken und Sorgen nach fünf Pleiten in den vergangenen sechs Testspielen waren mit einem Mal verflogen.

Wie gewohnt

"Heute war wichtig, dass wir wieder wie Bayern München gespielt haben", sagte der neue Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Besonders in der ersten Halbzeit präsentierten sich die Gäste in starker Verfassung und hätten mehr verdient gehabt als den Ausgleich von Robert Lewandowski (18.). "Das war eine sehr klare Steigerung trotz der dünnen Personaldecke", sagte Weltmeister Mats Hummels und schickte eine Kampfansage an die angesichts der schwachen Leistungen in der Vorbereitung hoffnungsvollere Konkurrenz hinterher: "Wir werden uns jetzt jede Woche unserer Topform nähern."

In der zweiten Halbzeit waren die Bayern davon allerdings ein gutes Stück entfernt, erst ein Eigentor von BVB-Schlussmann Roman Bürki (88.) brachte sie nach den Gegentoren von Christian Pulisic (12.) und Pierre-Emerick Aubameyang (71.) ins Elfmeterschießen. "Wir haben gezeigt, dass wir in keiner Krise sind. Heute hat die Mannschaft bewiesen, dass sie sich auf den Punkt konzentrieren kann", lobte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, während Salihamidzic zufrieden feststellte, dass die Mannschaft "Charakter gezeigt" habe und "immer wieder zurückgekommen" sei.

Der Weg und das Limit

Mit zwei gehaltenen Elfmetern avancierte Ulreich dabei zum Matchwinner. "Wir sind auch jetzt nicht am Limit, aber auf einem guten Weg. Das hat nach der nicht so guten Vorbereitung gut getan", sagte der Ersatz von Weltmeister Manuel Neuer.

Bei aller Freude über das gewonnene Prestigeduell und den sechsten Supercup-Triumph äußerten die Profis aber auch versteckte Kritik an den hohen Belastungen in den vergangenen Wochen. Telekom Cup, Asienreise, Audi Cup – eine optimale Vorbereitung sieht anders aus. Hummels freut sich daher auf "normale Trainingswochen" mit "nicht so vielen nicht-sportlichen Terminen" und auch Müller betonte, dass man jetzt "zwei Wochen Zeit" habe, "um zu trainieren."

Lazarett

Dies wird auch Coach Carlo Ancelotti erfreuen, auch wenn er den nächsten Ausfall nach Neuer, James, Thiago, Jerome Boateng, Arjen Robben, David Alaba und Juan Bernat befürchten muss. Javi Martinez, der beim ersten Gegentreffer gepatzt hatte, humpelte in der zweiten Halbzeit mit einer Wadenverletzung vom Feld.

Dem BVB ergeht es nicht besser. Bei seinem Pflichtspiel-Debüt musste Trainer Peter Bosz auf zahlreiche Stammkräfte verzichten. Trotz einer Leistungssteigerung nach der Pause haben aber auch die Schwarz-Gelben noch viel Luft nach oben. "Wir brauchen noch Zeit", sagte Abwehrchef Sokratis angesichts des neuen Spielsystems unter Bosz. "Die zweite Halbzeit ging komplett an uns. Deshalb ist es bitter zu verlieren. Wir sind aber auf dem Weg besser zu werden", erklärte Nuri Sahin.

Videoassistent versagt

Eine Panne gab es beim Aufeinandertreffen der Rivalen aber unabhängig von den Teams. Wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, "lagen die kalibrierten Linien, die dem Video-Assistenten normalerweise bei Abseitsentscheidungen vorliegen und ihn unterstützen, aufgrund technischer Probleme in der ersten Halbzeit noch nicht vor".

Video-Assistent Tobias Stieler musste daher ohne dieses technische Hilfsmittel seine Entscheidung nach dem 1:1-Ausgleich von Robert Lewandowski treffen, ob Vorlagengeber Joshua Kimmich im Abseits stand oder nicht. "Nach Studium aller zur Verfügung stehenden Kamerapositionen, inklusive Standbilder, hat Video-Assistent Tobias Stieler entschieden, dass vor dem Münchner 1:1 keine Abseitsstellung vorlag, und es somit richtigerweise keinen Anlass für sein Einschreiten gab", hieß es in der offiziellen Mitteilung.

Bis zum Bundesligastart am 18. August sollen die technischen Probleme behoben sein. "Besser es passiert heute und nicht in zwei Wochen zum Bundesligastart", sagte Michael Novak von der DFL. (sid, red, 6.8.2017)