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In Österreich fehlen vielerorts die Richtlinien für das Arbeiten von zu Hause

Foto: Reuters/JIM YOUNG

Wien – Auch wenn viele von Home-Office und Desk-Sharing reden sind heimische Firmen bei flexiblen Arbeitszeitmodellen eher konservativ. Das Gros setzt auf den Klassiker Gleitzeit mit Kernzeit – Modelle ohne Kernarbeitszeiten oder Vertrauensarbeitszeit sind selten, so eine Deloitte-Studie. Präsenz gilt noch immer als Leistungsindikator, klare Regeln zur Abgrenzung von Beruf und Privatleben gibt es kaum.

"Richtlinien in Bezug auf Verfügbarkeit sowie Anwesenheit gibt es selten und meist nur für die Nutzung von Home-Office", so Bettina Kubicek, Professorin für Organisationsentwicklung an der FH Oberösterreich. Zwei Drittel der Unternehmen wollen ihre Führungsetage auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichen können. Knapp ein Viertel erwartet das sogar von den meisten Mitarbeitern ohne Führungsfunktion, so eine am Montag veröffentlichte Studie, die Deloitte Österreich gemeinsam mit der Universität Wien und der FH Oberösterreich durchgeführt hat.

"Arbeitszeit und Freizeit müssen aber klar abgegrenzt werden. Das ist für Wohlbefinden und langfristige Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter wesentlich", so Kubicek.

Physische Anwesenheit bleibt wichtig

Mobiles Arbeiten sei immer noch Einzelphänomen, die meisten Unternehmen wollen ihre Angestellten in der Firma wissen. Die physische Anwesenheit im Büro wird von 77 Prozent der Befragten als wichtig erachtet. Fast jedes zweite Unternehmen bietet Home-Office nur für wenige Personen an. In rund 50 Prozent jener Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Home-Office anbieten, wird diese Möglichkeit dann nur vereinzelt auch tatsächlich in Anspruch genommen.

Präsenz werde noch immer mit guter Leistung in Verbindung gebracht. "Deshalb wird Home-Office oft nur eingeschränkt genutzt. Es braucht dringend die Etablierung einer Ergebnis- statt einer Anwesenheitskultur", so Barbara Kellner, Managerin bei Deloitte Österreich.

Beide Seiten können profitieren

"Unternehmen haben beim Verzicht auf Kernzeiten oft noch Bedenken, da flexiblere Arbeitszeitmodelle nur als Vorteil für Mitarbeiter gesehen werden. Bei klaren Regelungen profitieren aber beide Seiten von der gesteigerten Flexibilität", erklärt Kellner. Auffallend sei, dass kleinere Firmen eher flexiblere Modelle anbieten würden als große. Bei ihnen hapere es aber oft an klaren Spielregeln.

An der Befragung haben 412 Unternehmensvertreter, darunter vorwiegend Personaler und Führungskräfte über alle Branchen und Größen hinweg, teilgenommen. (APA, 7.8.2017)