Iranische Abgeordnete machten am Samstag Selfies mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini.

Foto: APA/AFP/ATTA KENARE

Mogherini mit einem elegant um Kopf und Schultern geworfenen Schal im iranischen Parlament.

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Teheran – Zur Vereidigung des alten und neuen Präsidenten Hassan Rohani am Samstag reiste die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini an. Dabei standen die Abgeordneten Schlange, um Selfies mit der Italienerin zu schießen – und zogen sich dafür scharfen Tadel in Presse und in sozialen Medien der Islamischen Republik zu. Der Vorfall dominierte am Montag die Titelseiten der iranischen Zeitungen.

Die unverhohlene Ehrerbietung für Mogherini sei eine "Blamage" für den Iran gewesen, schrieb ein Nutzer im Kurzbotschaftendienst Twitter. Ein anderer fühlte sich an Schneewittchen und die sieben Zwerge erinnert. Unter dem Hashtag "Selfie-Erniedrigung" liefen viele empörte Nutzer sozialer Medien Sturm. Mindestens ein Abgeordneter entschuldigte sich für sein Verhalten.

"Auf erniedrigende Weise mit den Gegnern ablichten"

Im Iran gilt eine strikte Trennung der Geschlechter in der Öffentlichkeit. Die ultrakonservative Tageszeitung "Kayhan" kanzelte die Abgeordneten ab: "Ausgerechnet diejenigen, die die Rechte der Nation gegen die Feinde verteidigen sollen, stehen Schlange, um sich auf erniedrigende Weise mit den Gegnern ablichten zu lassen."

Die reformorientierte Zeitung "Ghanoon" druckte eine Karikatur der Szene im Plenum und beklagte, der Vorfall belege "einen Mangel an angemessener Bildung im Lande". (red, APA, 7.8.2017)