Japanische Zuschauer bei den Tokioter Prozessen.

Foto: Nara/Arte

Der ehemalige japanische Ministerpräsident Hideki Tojo (li.) vor Gericht.

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Der japanische Kaiser Hirohito während des Zweiten Weltkriegs.

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Am 3. Mai 1946 trat im Rahmen der Tokioter Prozesse der Internationale Gerichtshof für den Fernen Osten zum ersten Mal zusammen, um über 28 hochrangige Entscheidungsträger der japanischen Armee zu urteilen. Ähnlich wie bei den Nürnberger Prozessen waren Kriegsverbrecher angeklagt. Der Prozess geriet aber zur Farce, weil der Oberbefehlshaber der Armee, Kaiser Hirohito, nicht angeklagt war und es aufgrund US-amerikanischer Interessen in Teilen des Prozesses darum ging, ihn von jeder Verantwortung freizusprechen.

Nicht verhandelt wurden in den darauffolgenden zweieinhalb Jahren schwere Kriegsverbrechen, etwa jenes von der japanischen Regierung für die Armeesoldaten organisierte System der Zwangsprostitution oder die Verbrechen der Einheit 731, die in der Mandschurei "Forschungen zur bakteriologischen und biologischen Kampfführung" durchgeführt hatte. Tim B. Toidze erzählt am Dienstag um 21.50 Uhr auf Arte die Geschichte dieses vergessenen Verfahrens, in dem elf Richter, 400 Zeugen und unzählige Anwälte, Staatsanwälte und Rechtsgelehrte über Gräueltaten verhandelten, wie etwa das Massaker von Nanking, bei dem 1937 260.000 Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet wurden. Die Bilder von den Opfern, die im Film gezeigt werden, sind nicht leicht zu ertragen.

Die Urteilsverkündung erfolgte am 12. November 1948 und beinhaltete sieben Todesurteile. Die Frage der Mittäterschaft des Kaisers wurde stillschweigend übergangen. Der Vorsitzende Richter William Webb formulierte es so: "Dem schlimmsten Kriegsverbrecher wurde Immunität gewährt." Hirohito starb 1989, zu seinem Begräbnis kamen führende Politiker aus allen Ländern. (Doris Priesching, 8.8.2017)