Damaskus – Die syrische Armee hat den Beschuss und die Luftangriffe auf die letzte Enklave der Rebellen in Damaskus am Montag verstärkt. Rebellen und Zeugen teilten mit, dass es sich um die schwersten Bombardements der zweimonatigen Operation handle. Bürgerwehreinheiten meldeten, dass in den vergangenen drei Tagen während der Angriffe mindesten zehn Zivilisten getötet und viele weitere verletzt worden seien.

Die Offensive belastet einen von Russland initiierten Waffenstillstand, der vor zwei Wochen in Ghouta, einer Region im Osten der Hauptstadt, angekündigt worden war. Die Regierung versicherte, die Waffenruhe zu befolgen, erklärte jedoch, dass militante islamistische Gruppen weiter angegriffen würden, da diese nicht von der Abmachung betroffen seien. Von den strategisch wichtigen Oasyoun Höhen in der Nähe von Damaskus aus haben Eliteeinheiten der Armee das Viertel Jobar, das sich etwa zwei Kilometer östlich der alten Stadtmauer und Ain Terma im Süden befindet, unter Beschuss genommen.

"Eine Lüge"

Die Rebellen beschuldigten die syrische Armee und ihre vom Iran unterstützten Verbündeten, den Waffenstillstand in Ghouta zu brechen, um ihre volle Macht in Jobar und Ain Terma ausnutzen zu können. "Dieser Waffenstillstand ist eine Lüge. Das Regime hat ihn nicht umgesetzt. Man beschießt uns ununterbrochen mit verschiedensten Waffen", so der Rebellenkämpfer Abu Hamza gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Ziel der Angriffe der Armee sei die Rückeroberung von Ghouta, das während des sechsjährigen Konfliktes beinahe ausschließlich von der Opposition gehalten wurde. Vor Beginn des Krieges 2011 lebten in der landwirtschaftlich geprägten Region über eine halbe Million Menschen in mehreren Dörfern. Im Laufe des Jahres hatten die Rebellen bereits die Viertel Qaboun und Barzeh nördlich von Jobar nach intensiven Bombardements verloren.

Zwei Bewohner von Ain Terma erklärten, dass das Dorf nun eine Geisterstadt sei, nur einige wenige hundert Familien versteckten sich in ihren Kellern. Die meisten Bewohner sind in andere Dörfer der Region geflohen. "Das Leben ist nicht existent. Andauernder Terror lässt die Menschen nicht aus den Kellern kommen", sagte Abdullah al-Khatib, ein ehemaliger Elektriker, der hier mit seiner achtköpfigen Familie lebt.

Die Armee benütze immer mehr sogenannte Elefantenraketen – ungenaue, improvisierte Geschoße aus Gaskanistern, die mit hoher Flugbahn verschossen würden, so die Rebellen. "Die Elefantenraketen haben kein Erbarmen mit uns. Wir haben Tunnels gegraben und unsere Positionen befestigt, sodass sie nicht vorrücken können", erklärte Abu Obada al Shami, Kommandant von Failaq al Rahman, der Rebellengruppe, die ihre Mitglieder aus der Umgebung rekrutiert. (APA, Reuters, 7.8.2017)