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Makhosi Khoza forderte den Rücktritt Jacob Zumas – und will bei dem Misstrauensvotum gegen den Präsidenten stimmen.

Foto: Reuters / Siphiwe Sibeko

Für Südafrikas Polizeiminister Fikile Mbalula ist sie eine "Selbstmordattentäterin": Makhosi Khoza (47), promovierte Verwaltungswissenschafterin und Abgeordnete derselben Partei, der auch Mbalula angehört – des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Doch die wortgewaltige Parlamentarierin hat in den Augen ihrer Parteigenossen ein Verbrechen begangen, das sie angeblich auf eine Stufe mit mörderischen Freiwilligen eines Himmelfahrtkommandos stellt: Sie hat den Rücktritt ihres bis zu beiden Ohren in Selbstbereicherungsskandalen verwickelten Parteichefs Jacob Zuma gefordert.

Schlimmer noch: Khoza kündigte an, bei dem für Dienstag im Kapstädter Parlament anberaumten Misstrauensantrag gemeinsam mit der Opposition gegen den Staatspräsidenten stimmen zu wollen. "Ich kann nicht länger mit ansehen, wie Korruption, Plünderei und eine wachsende Kleptokratie unser Land zugrunde richten", sagt die Politikerin: "Mein ANC erstickt die Vernunft, moralisches und ethisches Verhalten."

Khoza forderte zudem die geheime Abstimmung im Parlament, die die Parlamentspräsidentin und Zuma-Vertraute Baleka Mbete unbedingt vermeiden wollte – unter dem Risiko, zum wiederholten Mal vor dem Verfassungsgericht zu landen. Am Kap der Guten Hoffnung steigt die Temperatur – und Makhosi Khoza bekommt die winterliche Hitze am deutlichsten zu spüren.

Familie bedroht

Kaum hatte sie ihrem Unmut über den ANC-Chef vor Wochenfrist freien Lauf gelassen, gingen auf ihrem Handy Morddrohungen ein: Sie werde die entscheidende Abstimmung gar nicht erleben, hieß es. Auch ihre minderjährige Tochter wurde bedroht: Khoza ließ sie inzwischen aus der Schule nehmen.

Morddrohungen sind in der Heimat der Zulu-Politikerin, der Provinz KwaZulu/Natal, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. In den vergangenen drei Jahren fielen hier 89 Menschen politischen Konflikten zum Opfer: Kein einziger Fall landete vor Gericht oder wurde aufgeklärt. Polizeiminister Mbalula bot der Bedrohten Polizeischutz an, doch Khoza lehnte dankend ab: Wer will schon dem Schutz eines Mannes vertrauen, der einen zuvor als Selbstmordattentäterin brandmarkte?

Am vergangenen Wochenende sollte Khoza auf einer Veranstaltung der Kommunistischen Partei in der Hafenstadt Durban auftreten. Noch vor der Abgeordneten traf jedoch ein Bus von ANC-Mitgliedern ein, die sich der Renegatin "annehmen" wollten.

Zuma-nahe Randalierer

Immer häufiger macht derzeit eine Gruppe Zuma nahestehender Randalierer von sich reden, die sich "Black First Land First" (BLF) nennt und oppositionelle Politiker oder Journalisten bedroht. Auch die Morddrohungen gegen Khoza sollen Recherchen von Journalisten zufolge vom Telefon eines BLF-Mitglieds aus getätigt worden sein.

Die Abgeordnete sagte vorübergehend alle öffentlichen Veranstaltungen ab, ließ über Facebook allerdings wissen: "Ich werde nicht in Verschwiegenheit sterben." (jod, 8.8.2017)