Elke Twesten.

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Das kriegt nicht jede(r) hin. Bis zum Freitag war Elke Twesten Landtagsabgeordnete in Niedersachsen – und nicht einmal dort über die Maßen bekannt. Mittlerweile spricht nicht nur ganz Deutschland über jene Mandatarin, die von den Grünen zur CDU wechselt und damit ein politisches Beben von Hannover bis Berlin auslöst.

Es hat auch jeder eine Meinung über sie – und dabei werden im Farbkasten vor allem die Farben Schwarz und Weiß bemüht. Für die einen ist Twesten schlichtweg eine miese Verräterin, weil sie mit ihrem Wechsel die Regierungskoalition zu Fall gebracht hat.

Andere sehen sie als mutige Frau, die ihre politischen Überzeugungen umsetzen will. Spekuliert wird auch, ob ihr der Wechsel leichtgefallen ist – oder ob die CDU ein wenig nachgeholfen hat. Mehr als ihr halbes Erwachsenenleben hat Twesten schließlich bei den Grünen verbracht.

Die 54-Jährige stammt aus Scheeßel, einer 13.000-Einwohner-Gemeinde im ländlich geprägten Landkreis Rotenburg an der Wümme. Nach der Matura wird sie zuerst Fremdsprachensekretärin und absolviert die Fachhochschule des Bundes im Fachbereich Finanzen (Zoll). Sie schließt das Studium als Diplomfinanzwirtin ab und arbeitete in der Zollabteilung der Hamburger Oberfinanzdirektion.

Der Einstieg bei den Grünen verläuft klassisch: 1997 Eintritt in die Partei, Ratsfrau in Scheeßel, Abgeordnete im Kreistag. 2007 wird sie zur Landesvizechefin der Grünen gewählt, ein Jahr später zieht sie in den Landtag von Niedersachsen ein, 2013 kommt sie wieder ins Parlament.

Doch danach kommt es zuerst zur Entfremdung, dann zum Bruch zwischen Twesten und ihrer Partei. Twesten, die sich vor allem für Frauenpolitik engagiert, fühlt sich häufig missverstanden. Da ist etwa die Sache mit dem Wolf, der sich in Niedersachsen angesiedelt hat.

Twesten findet, ihre Partei habe zu sehr den Wolfsschutz und zu wenig die Sorgen der Bauern im Blick. Vielen ist ihr Auftreten zu forsch, als die Wahllisten 2018 erstellt werden, bekommt sie keinen sicheren Platz mehr.

Die Mutter dreier Töchter, die man früher in Lederjacke sah, ist sauer und verhehlt das nicht. Man möge ihre "zielgerichtete Selbstständigkeit" nicht, die Wahl der Konkurrentin sei "eindeutig" gegen sie gerichtet. Bei ihrem Wechsel erklärte sie, eigentlich "bürgerlich" zu sein und sich auf die CDU zu freuen. Die Lederjacke blieb im Schrank, sie trug Hosenanzug und eine Bluse. (Birgit Baumann, 7.8.2017)