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Ein Mitarbeiter des Chemischen Veterinäruntersuchungsamts Krefeld untersucht Eier auf Fipronil-Rückstände.

Foto: Marcel Kusch/dpa

Brüssel/Berlin – Belgien droht im Skandal um die mit dem Insektizid Fipronil verseuchten Eier ein EU-Verfahren. Eine EU-Kommissionssprecherin erklärte am Dienstag in Brüssel, die EU-Staaten hätten eine rechtliche Verpflichtung, das EU-Schnellwarnsystem in solchen Fällen unverzüglich zu informieren, wenn eine Bedrohung der menschlichen Gesundheit vorliege.

In Belgien ist bekannt geworden, dass die Behörden schon seit Anfang Juni von einem Verdachtsfall in einem Betrieb wussten. Die EU-Kommissionssprecherin betonte, die EU-Kommission sei erst am 20. Juli von Belgien über die Vorfälle informiert worden. Wenn ein EU-Staat die Informationen nicht sofort an das EU-Schnellwarnsystem weitergebe, verstoße er gegen EU-Recht und müsse mit einem EU-Vertragsverletzungsverfahren rechnen.

Die Sprecherin betonte, in Belgien sei der Fipronil-Skandal gerade Gegenstand von Ermittlungen. Dabei gehe es auch darum, was den Behörden zu welchem Zeitpunkt bekannt war. Daher könne die EU-Kommission auch konkret noch nichts zu Belgien sagen.

Treffen mit deutschem Landwirtschaftsminister

EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hat unterdessen mit dem deutschen Landwirtschaftsminister Christian Schmidt und dem niederländischen Agrarminister Martijn Van Dam über den Fipronil-Skandal gesprochen, wie die Sprecherin weiters sagte. Für den heutigen Nachmittag sei ein Gespräch des EU-Kommissars mit dem belgischen Landwirtschaftsminister Denis Ducarme geplant.

Auch Fleisch wird kontrolliert

Die niederländische Lebensmittelüberwachung kontrolliert jetzt nicht nur Eier, sondern auch Hühnerfleisch auf eine mögliche Belastung durch das Insektizid Fipronil. Von den Kontrollen seien nur sehr wenige Betriebe betroffen, die sowohl Eier als auch Fleisch produzierten, sagte ein Sprecher der Überwachungsbehörde NVWA am Dienstag in Utrecht.

Der Fleischverkauf sei erst dann wieder erlaubt, wenn die Kontrollen keine Hinweise auf Fipronil ergäben. Ein Sprecher des Bauernverbandes LTO sagte, die meisten Betriebe entschieden sich entweder für Eier- oder für Fleischproduktion. "Jene, die beides machen, kann man an zwei Händen abzählen." Fleischhersteller seien von dem Fipronil-Skandal praktisch nicht betroffen.

Die Fleischhühner würden nach sechs Wochen geschlachtet, anschließend werde der Stall gereinigt. Dies bedeute, das sich die Blutlaus, gegen die Fipronil verbotenerweise in Legehennen-Ställen eingesetzt wurde, sich gar nicht erst entwickeln können. Legehennen blieben hingegen etwa zwei Jahre in ihren Ställen – was für die Blutlaus vorteilhaft sei.

Über Ergebnisse der Kontrollen wurden zunächst noch keine Angaben gemacht. (APA, 8.8.2017)