Der Sieger links, Sergej Schubenkow rechts.

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London – Montagabend hat es bei den 16. Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London die erste Medaille für einen unter neutraler Flagge antretenden Athleten gegeben. 110-m-Hürden-Titelverteidiger Sergej Schubenkow aus Russland erkämpfte sich in 13,14 Sekunden hinter dem jamaikanischen Rio-Olympiasieger Omar McLeod (13,04) die Silbermedaille, Bronze ging an den Ungarn Balazs Baji (13,28).

Schubenkow ist einer von 19 Athleten aus Russland, die bei Weltmeisterschaften unter der Abkürzung ANA (Authorised Neutral Athlete) antreten. Der Kongress des Weltverbandes IAAF hatte erst am Donnerstag der Verlängerung der bereits seit November 2015 laufenden Suspendierung des russischen Verbandes mehrheitlich zugestimmt und war damit einer Empfehlung des IAAF-Councils gefolgt.

2016 hatte Schubenkow seine Startberechtigung bei den Olympischen Spielen in London erwirken wollen, war aber bei der IAAF, dem Obersten Sportgericht (CAS) und anschließend dem Schweizer Bundesgericht abgewiesen worden. Im heurigen April erteilte die IAAF Schubenkow das Startrecht. Die Kosten für die London-Teilnahme übernimmt übrigens der russische Staat, obwohl die Sportler ihr Land nicht offiziell vertreten dürfen. Das heißt keine offizielle Kleidung, keine Landesfarben, keine russische Hymne bei einem Titelgewinn.

Yulimar Rojas aus Venezuela und die kolumbianische Weltmeisterin von 2013 und 2015, Caterine Ibargüen, lieferten sich ein hochklassiges Duell um Dreisprung-Gold. Die 1,92 m große von Ivan Pedroso betreute Rojas sprang im fünften Versuch auf 14,91 m und überbot die 14,89 ihrer Rivalin damit gerade einmal um zwei Zentimeter. Rio-Olympiasiegerin Ibargüen legte im letzten Versuch nochmals alles rein, ihre 14,88 reichten aber nicht ganz. Es war das erste Gold in der WM-Geschichte für Venezuela.

Hammerwurf-Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk holte sich als haushohe Favoritin ihre dritte WM-Goldmedaille. Die zweifache Olympiasiegerin schleuderte einen Tag vor ihrem 32. Geburtstag das Gerät auf 77,90 m und setzte sich klar vor der Chinesin Wang Zheng (75,98) und ihrer Landsfrau Malwina Kopron (74,76) durch. Sie ist schon seit 2014 ungeschlagen. "Das war nicht das, was ich heute zeigen wollte, aber was soll's, ich bin Weltmeisterin, das ist das Wichtigste", meinte Dauerbrenner Wlodarczyk.

Zum Abschluss des Abends wurde 1.500-m-Gold bei den Frauen vergeben. Die 23-jährige Kenianerin Faith Kipyegon, 2016 bereits Olympiasiegerin in Rio de Janeiro, gewann in 4:02,59 Minuten vor der US-Amerikanerin Jennifer Simpson (4:02,76) und der Südafrikanerin Caster Semenya (4:02,90). (APA; 8.8.2017)