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Bürgt für Intensität und Pointiertheit – Andris Nelsons.

Foto: AP / Steven Senne

Salzburg – Gelassen und zart-elegisch setzt das exzentrische 2. Klavierkonzert von Sergej Prokofjev eine lyrische Anfangsspur, die sich als Täuschung verstehen lässt. Es hält das Tastenwerk ja schon im ersten Satz für den Solisten bald ein paar wild-virtuose Notengeflechte bereit. In der sich ausbreitenden Kadenz ist dann romantische Emphase darzustellen, die im Steigerungsrausch nur noch mit einem Besuch der harmonischen Moderne höhere Plateaus der Intensität erreicht.

Der junge Russe Daniil Trifonov (Jahrgang 1991) bändigt die elementare Wucht so klar und selbstverständlich, wie er auch Kantilenen mit entspannter Poesie zu versehen versteht. Poetisch schließt der erste Satz, Prokofjev belässt den Solisten jedoch nicht im Bereich des Idyllischen. Auch der motorisch rasende zweite Satz mutet nicht wie eine Verschnaufpause vor dem massig sich dahinwälzenden Intermezzo an, dem auch noch ein gewaltiges und dann auch zahllose Ausdrucksvaleurs abrufendes Finale folgt.

Dass solch Berg-und-Tal-Fahrt der pianistischen Emotionen mit Leichtigkeit zu bewältigen ist, wird bewiesen und spricht für die Substanz dieses Virtuosen, der auch den Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau gewonnen hat.

Die Philharmoniker unter der Leitung von Andris Nelsons sind Trifinov behutsame Partner, die Wucht wie auch Wellen des Wohlklangs verschenken und bei aller Ausgewogenheit ihres Tuns, die farblichen und emotionalen Kontraste nicht unterschlagen.

Nelsons, Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra, Leiter des Lucerne Festival Orchestra und auch beim Gewandhausorchester bald an der Spitze, ist aktenkundig als impulsiver Enthusiast, der bisweilen die Tore der Dynamik etwas gar weit öffnet. Bei Dmitri Schostakowitschs 7. Symphonie gelingt ihm jedoch Intensität als Subtilität – das Modellieren der Ausdrucksexzesse behält Klarheit.

Die delikaten Philharmoniker setzen den boleroartigen ersten Satz (in Ravels Sinne) mit seinem melodischen Kreisverkehr so balanciert um wie das "Tänzchen" des zweiten. Dass sich ab dem Adagio auch ein paar Längen als Geduldproben einschleichen, liegt mehr am Werk selbst und weniger an dessen Interpretation. (Ljubiša Tošić, 9.8.2017)