Die opulente wie disziplinierte Formensprache wurde zum Vorbild für Layouter allüberall.

Foto: "Frankfurter Allgemeine Magazin", Nr. 42, 1980, Fotografie: Lettera, Grafische Gestaltung: Willy Fleckhaus, Hans Döring

Vor ihm, in den 1950er-Jahren, gab es in der grafischen Gestaltung Restauration, Bravheit und nur zaghafte Versuche der Erneuerung. Wie ein Wirbelwind brachte er Kühnheit, Revolte und einen berühmt gewordenen Regenbogen in die Designszene. Nach seinem frühen Tod 1983 war seine visuelle Sprache nicht mehr wegzudenken.

Willy Fleckhaus gilt zu Recht als "Deutschlands erster Art-Director", durch ihn wurde diese Berufsbezeichnung überhaupt erst heimisch und hoffähig. Eine Ausstellung in der Villa Stuck in München würdigt nun sein Wirken im Buch-, Plakat-, Corporate-Identity- und Magazin-Design.

Es waren vor allem drei Arbeitgeber, die Fleckhaus zu internationalem Ruhm verhalfen: "twen", der Verlag Suhrkamp und das "FAZ-Magazin" (siehe Bild). Dass "twen", ein Lifestyle-Magazin avant la lettre, 1959 auf dem Medienmarkt einschlug wie nur was, lag zum Gutteil an ihm. Fleckhaus gestaltete mit kräftiger Typografie und besten Fotos, mit viel schwarzer Fläche und radikalen Bild-Text-Layouts.

Aufsehenerregend war die Lösung, mit deren Hilfe er die Taschenbuchreihe Edition Suhrkamp zum Ausweis intellektueller Zugehörigkeit erhob: einfachste Information auf den Covers – eingetaucht in Farbnuancen, die aneinandergereiht im Regal einen Regenbogen ergaben. Für die "Frankfurter Allgemeine" entwickelte er eine Wochenendbeilage, deren ebenso opulente wie disziplinierte Formensprache zum Vorbild für Layouter allüberall wurde. (mf, RONDO, 11.8.2017)

Weiterlesen:
Stefan Diez über Sesseldesign: "Der Hintern bleibt der gleiche"