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Gegen Erderwärmung und mit poetischen Politsongs gegen das Böse und für die Liebe: Der britische Arbeiterklasseheld Billy Bragg gastiert in Linz und Wien.

Foto: AP / Jonathan Short

Linz/Wien – Gerade eben hat Billy Bragg einen neuen Song veröffentlicht. Das im freundlichen Country-Modus schaffelnde und swingende, allerdings schon auch recht treuherzig daherkommende Lied King Tide and the Sunny Day Flood beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels und jenen bösen Menschen, die die Existenz dieser sich anbahnenden Katastrophe verneinen.

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Geld brennt bekanntlich gut, so es nicht nur im Internet als Blase existiert, aber sonst trägt es im Wesentlichen nicht viel zur Verbesserung der Menschheit bei. Warm anziehen müssen wir uns alle demnächst sowieso. Weltuntergang hat immer Saison.

Ob Bundeskanzler Christian Kern zwecks etwaiger Inspiration für sozialistische Wahlkampfinhalte sein sozialdemokratisches Wahlkampfteam zum Konzert einlädt, ist leider nicht bekannt. Schaden würde es den Slim-fit-Herrschaften eher nicht, wenn der gutmütige wie unerbittliche britische Arbeiterklasse-Songwriter Billy Bragg ihnen dieses Wochenende ein wenig vorrechnet, dass sich das alles am Ende nicht ausgehen wird – von wegen beständig verbiegen und buckeln und andienern. Allerdings hat der demnächst 60-jährige Brite schon frühzeitig in einem Lied erkannt, dass mit Erbsenzählern kein Staat zu machen ist: "Talking with the taxman about poetry." Vergiss es.

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Billy Bragg wurde ab 1983 mit Songs wie New England oder Levi Stubbs' Tears und minimaler, ruppiger E-Gitarren-Begleitung im Geiste seiner Punkvorbilder The Clash bekannt. Vor auch schon wieder zwei Jahrzehnten spielte er gemeinsam mit der US-Americana-Band Wilco unvertonte Texte des großen US-amerikanischen Folksängers Woody Guthrie ein. Im Vorjahr veröffentlichte Billy Bragg gemeinsam mit dem US-Musiker und Produzenten Joe Henry Lieder über den Weg als Ziel: Shine a Light – Field Recordings from the Great American Railroad.

Frisch veröffentlicht ist auch Billy Braggs historische Studie Roots, Radicals and Rockers: How Skiffle Changed the World. Skiffle-Musik als gern geschmähte britische Zwischenstufe vom Blues zu den Beatles und Stones. Für Wahlkampfpartys gegen rechts kann man sich auch Braggs zeitlich sicher nicht alternde Kollektion Fight Songs – Polemical Songs in an Age of Indifference besorgen. (Christian Schachinger, 9.8.2017)