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Chloe Ayling wurde von den Entführern freigelassen, weil sie einen zweijährigen Sohn hat.

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Jetzt ist sie wieder zurück in ihrer Heimat. Das britische Model Chloe Ayling sprach vor ihrem Reihenhäuschen in Südlondon gegenüber Reportern von einer "schrecklichen Erfahrung", die sie durchgemacht habe. "Ich habe um mein Leben jede Sekunde, jede Minute gefürchtet", sagte sie. "Ich bin nach vier Wochen gerade erst zu Hause angekommen und hatte noch keine Zeit, meine Gedanken zu ordnen. Ich kann aber nicht mehr sagen, bevor ich nicht mit der Polizei hier gesprochen habe."

Details hat Ayling allerdings schon der italienischen Polizei erzählt, die jetzt ihren Weg in britische Gazetten fanden. Sie sei am 11. Juli nach Mailand zu einem angeblichen Mode-Shooting eingeladen worden. Daraus wurde ein Hinterhalt. "Von hinten hielt mir jemand den Mund zu. Eine zweite Person spritzte etwas in meinen rechten Arm." Sie verlor das Bewusstsein und wachte "in einer Tasche auf, geknebelt und gefesselt".

Der Schwarze Tod

Eine ganze Woche lang dauerte das Martyrium der 20-Jährigen. Ihre Entführer hatten sie in ein Bauernhaus verschleppt und geplant, das Model im Darknet, dem geheimen Teil des Internets, zu versteigern. Etwa 250.000 Euro sollte sie einbringen. Einer ihrer Entführer, der in Großbritannien lebende Pole Lukasz Herba, habe ihr gegenüber damit geprahlt, Mitglied der Organisation Black Death, Schwarzer Tod, zu sein und mit der Versteigerung von Frauen Millionen verdient zu haben. Mindestens drei Mädchen pro Woche, berichtete Ayling, werden in arabische Länder verkauft. "Und wenn jemand genug von ihnen hat, werden sie weitergereicht. Wenn keiner mehr Interesse hat, werden sie an Tiger verfüttert."

Die Britin wurde schließlich überraschend freigelassen, weil sie einen zweijährigen Sohn hat. Die italienische Polizei fand eine Erklärung von Black Death: "Ein Fehler wurde bei Ihrer Ergreifung gemacht, besonders wenn man berücksichtigt, dass Sie eine junge Mutter sind, die unter keinen Umständen in eine Entführung gelockt werden sollte." Lukasz Herba begleitete Ayling zum britischen Konsulat in Mailand, um sie dort freizulassen, und wurde wenig später verhaftet.

Möglicherweise ein Fantast

Jetzt bemüht sich die italienische Polizei herauszufinden, was an der bizarren Geschichte wirklich dran ist. Lorenzo Bucossi, der zuständige Kommissar, sagte, dass es zwar Beweise für die Existenz einer Organisation namens Black Death gebe, aber keine Indizien, dass sie auch Straftaten begangen habe. Auszuschließen sei nicht, dass es sich bei Herba um einen Fantasten handelt. "Aber er ist sicherlich eine gefährliche Person", sagte Bucossi. (Jochen Wittmann aus London, 8.8.2017)