Allyson Felix läuft und es läuft bei Allyson Felix.

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London – "Es hat sich angefühlt wie in einem Film", sagt Allyson Felix. Die US-Sprinterin spricht über 2016, sie meint keinen Thriller mit Happy End, keine Komödie, keinen Liebesfilm. Felix meint ihren persönlichen Horrorfilm, inklusive Schockmomente und Tränen.

April 2016: Eine unsaubere Landung auf einem Medizinball verursacht mehrere Bänderrisse. "Ich habe meinen Knöchel noch nie so groß gesehen", sagt Felix. Juli: Die 200-m-Olympiasiegerin von 2012 verpasst die Olympia-Qualifikation für diese Distanz um eine Hundertstelsekunde. Und klagt: "Ich war so nah dran." August, Olympia in Rio, die 400 Meter: Shaunae Miller bringt die Favoritin mit einem Hechtsprung über die Ziellinie und sieben Hundertstel Vorsprung um Gold. "Es war ein hartes Jahr, aber ich werde stolz darauf sein", sagte die zweitplatzierte Felix.

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Jetzt ist 2017, jetzt ist Leichtathletik-WM, jetzt kann Allyson Felix Großes leisten. Sie ist wieder fit und sagt: "Ich bin in einer richtig guten Form." Ja, sie würde 2016 gerne noch einmal machen, nämlich anders. Ja, sie hätte sich so viel Pech in einem Jahr "nicht vorstellen können". Aber sie sagt auch: "Ich will nichts von all dem, was letztes Jahr passierte, mitnehmen."

Knapp hinter Bolt

Viel lieber würde Felix ihre jetzt schon äußerst stattliche Medaillensammlung bereichern, sie läuft über 400 Meter sowie in den 4x100-m- und 4x400-m-Staffeln. Die 31-Jährige hält bei 13 WM-Medaillen, Usain Bolt hat deren 14. In der Gold-Wertung steht es 9:11. Die erfolgreichste Läuferin ihrer Generation könnte ihr männliches Pendant ein- und überholen, der erste Schritt wäre Mittwochabend um 22.50 Uhr unserer Zeit im 400-Meter-Finale zu tun.

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"Ehrlich: Ich denke nicht über meine Medaillensumme nach und darüber, was das für die Geschichte heißt", sagt Felix. "Nach meinem Karriereende werde ich zurückblicken und mich freuen." In London will die sechsfache Olympiasiegerin in erster Linie die Revanche gegen Shaunae Miller, mittlerweile Miller-Uibo.

Konzentration auf die 400 Meter

"Ich konzentriere mich komplett auf die 400 Meter", kündigte Felix an. Es dürfte wieder auf ein Duell hinauslaufen, die zwei Rivalinnen liefen entspannt zur zweit- bzw. drittschnellsten Semifinalzeit. Salwa Eid Naser aus Bahrain gelang im Halbfinale mit nationalem Rekord die beste Zeit.

Ein Sieg würde sich für Felix besonders anfühlen, prognostiziert Felix und spult den Horrorfilm zurück: "Ich bin dankbar, dass ich durch diese schwere Zeit ging und gesehen habe, wie stark ich bin." Die 4x100-m-Weltrekordhalterin blickt aber auch in die Zukunft, sie liebäugelt schon mit Olympia 2020. Im Olympia-Medaillenduell mit Bolt führt sie 9:8, der Jamaikaner hat jedoch zwei Goldmedaillen mehr. (schau, Reuters)