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Donald Trump droht Nordkorea indirekt mit militärischer Gewalt.

Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Washington/Pjöngjang – US-Präsident Donald Trump hat im Streit mit Nordkorea der Führung in Pjöngjang indirekt militärische Gewalt angedroht. Wenn Nordkorea seine Drohungen fortsetze, werde diesen "begegnet mit Feuer, Wut und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat", sagte Trump am Dienstag. Zuvor war bekanntgeworden, dass Nordkorea auf dem Weg zur vollwertigen Atommacht weitergekommen ist.

US-Außenminister Rex Tillerson erklärte am Mittwoch, Trump habe dem koreanischen Machthaber Kim Jong Un eine Botschaft gesendet, die dieser verstehe. Damit solle verhindert werden, dass sich Nordkorea falsche Vorstellungen mache.

Tags darauf legte Trum nach: "Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren", schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. "Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor."

Der Präsident fuhr fort: "Hoffentlich werden wir diese Macht nie nutzen müssen. Aber es wird nie eine Zeit geben, in der wir nicht die mächtigste Nation der Welt sein werden." worauf er

Sprengköpfe

Nordkorea ist nach Erkenntnissen der USA und Japans in der Lage, seine Raketen mit Miniatur-Atomsprengköpfen zu bestücken. Wie die "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf vertrauliche Geheimdiensterkenntnisse berichtete, hat Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm erhebliche Fortschritte gemacht. Die Bestückung könne Interkontinentalraketen umfassen.

Ein in Tokio veröffentlichtes Weißbuch des japanischen Verteidigungsministeriums kommt zu dem gleichen Schluss. Sollte dies der Fall sein, könnte es die Führung in Pjöngjang "zu selbstsicher" machen und zu riskanten militärischen Provokationen verleiten, hieß es in Japan. In dem knapp 570 Seiten langen Bericht wird auch auf zwei Atomtests und 20 weitere Tests mit ballistischen Raketen im Vorjahr verwiesen.

Schnellere Fortschritte

Der Bericht der "Washington Post" kommt zu der Einschätzung, dass Nordkorea nach Ansicht des Geheimdienstes DIA (Defence Intelligence Agency) bei seinem Programm viel schnellere Fortschritte macht als bisher angenommen. Der jetzt bekanntgewordene Schritt sei für Nordkorea ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer vollwertigen Atommacht. Er vergrößere die weltweiten Sorgen.

Der Konflikt mit dem kommunistisch regierten Land gilt als der derzeit gefährlichste der Welt. Japan und Südkorea sind Verbündete der USA, dem Erzfeind der Führung in Pjöngjang. Beide Länder fühlen sich durch das Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas zunehmend bedroht.

Sanktionen

Trotz aller Verbote des Uno-Sicherheitsrates sowie aller Warnungen hatte Nordkorea am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10.000 Kilometern.

Als Reaktion auf den Raketentest hat der Uno-Sicherheitsrat am Wochenende die bisher schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea verhängt.

Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un hatte nach dem Test gesagt, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Nach Einschätzung amerikanischer Experten wäre eine solche Rakete in der Lage, auch Städte wie Los Angeles oder Chicago zu erreichen.

Nach Einschätzung der USA verfügt Nordkorea über das Potenzial für bis zu 60 Atomwaffen. Unabhängige Experten wie der ehemalige Direktor des US-Atomlabors in Los Alamos, Siegfried Hecker, sprechen von 20 bis 25 Bomben. Die "Washington Post" zitiert Hecker mit der Ansicht, man solle die von Nordkorea ausgehende Gefahr nicht übertreiben.

Japans neuer Verteidigungsminister, Itsunori Onodera, hatte am Freitag gefordert, die Angriffskapazitäten seines Landes zu stärken. Kritiker befürchten, dass Japans pazifistische Verfassung verletzt werden könnte. Artikel 9 verbietet die Anwendung von Gewalt zur Beilegung internationaler Streitigkeiten.

US-Außenminister Rex Tillerson bemühte sich derweil weiter um eine noch stärkere regionale Isolierung Nordkoreas. Bei einem Besuch in Bangkok drängte er die thailändische Regierung, schärfer gegen mutmaßliche nordkoreanische Strohfirmen vorzugehen, um Finanzquellen des Landes auszutrocknen.

US-Präsident Donald Trump sorgte unterdessen für Aufregung, indem er einen vermutlich auf vertraulichen Informationen basierenden Bericht des konservativen Senders Fox News auf Twitter verbreitete. In dem Fox-Beitrag heißt es, angeblich habe Nordkorea Lenkwaffen zur Bekämpfung von Schiffen auf ein Boot vor seiner Ostküste verlegt. Die Uno-Botschafterin der USA, Nikki Haley, sagte dem Sender: "Ich kann nicht über etwas sprechen, das vertraulich ist. Und wenn so etwas in der Zeitung steht, ist das eine Schande. Ich kann das nicht kommentieren." (APA, 8.8.2017)