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Ungewöhnlicher Optimismus bei Konzernchef Wolfgang Eder: Er stellt ein deutliches Umsatzplus zum Vorjahr in Aussicht.

Foto: Reuters/HEINZ-PETER BADER

Wien – Deutlich höhere Stahlpreise sowie eine starke Nachfrage aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie haben dem Linzer Stahlkonzern Voestalpine zu einem Gewinnsprung verholfen. "Wir haben eines der besten Quartale seit dem Bestehen des Voestalpine-Konzerns hinter uns", sagte Konzernchef Wolfgang Eder am Mittwoch. Der operative Gewinn (Ebit) legte in dem bis Ende Juni laufenden Auftaktquartal 2017/18 um 96,2 Prozent auf 328,8 Millionen Euro zu – das bisher zweitbeste Vierteljahresergebnis nach dem zweiten Quartal 2008/09. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Unter dem Strich wurde der Gewinn auf 218,4 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Linzer haben damit nach knapp zehn Jahren das Ertragsniveau erreicht, das sie vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman hatten.

Konjunktureller Aufwärtstrend

"Die starke Nachfrage aus den wichtigsten Kundenbranchen, insbesondere dem Mobilitätssektor, sowie der breite konjunkturelle Aufwärtstrend in Europa haben trotz geopolitisch herausfordernden Zeiten wesentlich zu diesem Rekordergebnis beigetragen", sagte Eder. Die Voestalpine-Aktie stemmte sich gegen den negativen Trend an der Wiener Börse und lag als einziger Wert des Topsegments ATX im Plus.

Generell blicken Stahlfirmen wieder optimistischer in die Zukunft. Der gestiegene Stahlpreis und die EU-Anti-Dumping-Maßnahmen gegen Billig-Importe aus China beflügeln die Geschäfte der Stahlkocher. Die Stahlindustrie kämpft in Europa seit Jahren mit Preisdruck, Überkapazitäten und Billigimporten.

Bei Voestalpine – die Firma hat sich auf die Herstellung qualitativ hochwertiger Stahlprodukte spezialisiert – brummen derzeit vor allem die Geschäfte mit der Autoindustrie. Die Linzer stellen Bleche und Karosserieteile für deutsche Premium-Autobauer her. Keine Auswirkungen auf sein Geschäft erwartet der Konzern durch die Untersuchungen rund um die vermuteten Kartellvorwürfe in der Autobranche. "Unsere Geschäftsbeziehungen zu für uns wichtigen Kunden der Automobilindustrie haben bisher in keinster Weise durch diese Untersuchungen gelitten", sagte Eder.

Optimismus in Linz

Für den weiteren Geschäftsverlauf gab sich der Firmenchef optimistisch und stellte ein deutliches Umsatzplus zum Vorjahr in Aussicht. Zu weit aus dem Fenster lehnen wollte er sich aber nicht, auch angesichts der volatilen Rohstoffpreise. Eine konkrete Prognose für die zweite Jahreshälfte sei erst nach dem Sommer möglich. Die Vollauslastung der Voestalpine-Werke sei aber dank der hohen Nachfrage bis zum Ende des Geschäftsjahres abgesichert. Mögliche negative Auswirkungen der derzeit schwer abschätzbaren US-Wirtschaftspolitik sollten sich in Grenzen halten. Von den US-Sanktionen gegen Russland sieht sich Voestalpine kaum betroffen. Der Konzern mache mit Russland nur ein Umsatzvolumen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. (Reuters, 9.8.2017)