Sechs Monate nach dem Österreich-Start von Nest erweitert die Google-Schwester ihr Portfolio. Mit der Nest Cam IQ soll eine "hochmoderne, hochintelligente" Überwachungskamera verfügbar sein, die neue Standards in der Branche setzt. Im WebStandard-Test zeigt sich: Nest hat damit nicht allzu viel versprochen.

Die Cam IQ besticht mit einem scharfen Bild, sogar bei abgedunkeltem Zimmer. Auch die neue Gesichtserkennung, die nur bei einem Abo des Nest-Dienstes Nest Aware verfügbar ist, funktioniert gut. Das hat allerdings seinen Preis: Mit 349 Euro kostet die Cam IQ das 1,5-fache der regulären Nest-Indoor-Kamera. Ein Nest-Aware-Abo schlägt nach der kostenlosen Testzeit mit zehn Euro pro Monat zu Buche.

4K-Kamerasensor mit Hochkontrastbild

Zurück zur Nest Cam IQ, die im Juni 2017 offiziell vorgestellt wurde. Der Eindruck, dass Nest-Produkte nun Schlag auf Schlag erscheinen, täuscht – die klassische Indoor-Kamera, die hierzulande seit Februar erwerbbar ist, gab es in den USA schon seit über zwei Jahren. Daher war ein Update fällig, das auf mehr Rechenleistung (6-Kern-Prozessor) und bessere Kameratechnik fokussiert.

So verfügt die Cam IQ nun über einen 4K-Kamerasensor mit Hochkontrastbild. Das sorgt mit 940-nm-Infrarot-LEDs dafür, dass auch in der Nacht perfekte Bilder geliefert werden. Die reguläre Nest-Kamera, die über einen Nachtsichtmodus verfügt, hat dagegen kein Leiberl.

Nest

Gesichtserkennung

Nest bessert aber auch auf der Software-Seite nach. So kann die Cam IQ nun verschiedene Gesichter identifizieren und bei unbekannten Personen gesondert Alarm schlagen. Das funktioniert im Test recht gut: Als die der Kamera bereits vertraute Nachbarin die Katzenfütterung übernimmt, schickt Nest eine normale Benachrichtigung. Bei dem bislang für die Cam IQ unbekannten Freund gibt es hingegen eine Alarm-Meldung.

Verpixelung erfolgte nachträglich.

Allerdings wird die Katze selbst teilweise für unterschiedliche Personen gehalten. Dazu kommt eine Audio-Erkennung, die etwa Gespräche oder das Bellen eines Hundes entdeckt.

Datenschutz

Wer sich bei solchen Sätzen Sorgen um den Datenschutz macht, kann zumindest als Besitzer der Kameras beruhigt sein: Die Geräte schalten sich ab, wenn Smartphones ihrer Administratoren in der Nähe sind (und das gewünscht wird). Gäste müssen allerdings über aktivierte Kameras informiert werden. Die Überwachung eigener Kinder, die Nest etwa in dem neuen Marketing-Video als Feature präsentiert, kann bei Jugendlichen über 14 Jahren nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich heikel sein.

Nest

Mit Personen im Blickfeld der Kamera kann übrigens über einen Lautsprecher kommuniziert werden. Dieser hat im Vergleich zur regulären Indoor-Kamera von Nest eine siebenfache Leistung.

Die Installation der Kamera, die sich ins WLAN einloggt, funktionierte im Test einwandfrei. Mussten die früheren Testgeräte noch via USB aktiviert werden, loggt sich die Cam IQ nun problemlos ins WLAN ein. Das könnte auch an den stärkeren Komponenten für WLAN-Verbindungen liegen.

Fazit

Ob sich eine smarte Überwachungskamera lohnt – und wie viel man dafür bezahlen will –, muss sich jeder selbst überlegen. In bestimmten Szenarien, etwa bei eigenen Häusern oder Erdgeschoßwohnungen, bietet die Kamera dem Nutzer mehr Sicherheit. Der muss allerdings stets sein Smartphone neben sich haben, da Nest im Unterschied zu klassischen Alarmanlagen nicht selbst den Notruf wählt.

Im Bereich der intelligenten Kameras gibt es hierzulande kaum Alternativen zu Nest. Die Premium-Variante Cam IQ ergibt wohl vor allem im Eingangsbereich von Wohnungen oder Häusern Sinn, sie kann dann von zusätzlichen Indoor-Kameras ergänzt werden. Dafür sind 349 Euro im Vergleich zum Preis regulärer Alarmanlagen eine geringe Investition, um sein Eigenheim zu schützen. (Fabian Schmid, 15.8.2017)