Eine Übersichtsarbeit hat ergeben: Starker Alkoholkonsum in jungen Jahren senkt das Erinnerungsvermögen und die Aufmerksamkeitsspanne. Auch die Hirnzellen sind weniger stark vernetzt als bei abstinenten Jugendlichen.

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Darmstadt – Ein Teil der deutschen Jugendlichen schlägt regelmäßig über die Stränge: Einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge, gaben 13,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an, sich im letzten Monat mindestens einmal in den Rausch getrunken zu haben. Bei den 18- bis 25-Jährigen waren es 40 Prozent der Männer und jede fünfte Frau.

"Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen reift das Gehirn noch, vor allem in den Regionen, die die sozialen Kompetenzen steuern", erklärt Otto Witte von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) "Wer in dieser wichtigen Entwicklungsphase regelmäßig viel Alkohol trinkt, kann sein Gehirn nachhaltig schädigen", warnt der Neurologe.

Die Auswirkungen von übermäßigem Alkoholgesund auf das junge Gehirn wurde nun in einer Übersichtsarbeit unter die Lupe genommen. Konkret waren Studien inkludiert, die mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) die Gehirne von trinkenden und abstinenten Jugendlichen miteinander verglichen haben.

Das alkoholisierte Gehirn

Als starker Trinker galt dabei, wer bei einem Anlass mindestens vier alkoholische Getränke innerhalb von zwei Stunden konsumierte. Mithilfe verschiedener Tests wurden außerdem Impulskontrolle, Arbeitsgedächtnis, Gedächtnis, Lernfähigkeit und der Abhängigkeitsgrad der Teilnehmer untersucht.

Das Ergebnis: Das Gesamtvolumen der Großhirnrinde und des Kleinhirns war bei den trinkenden Jugendlichen geringer: Sie hatten weniger weiße Substanz als die Nichttrinker – ihre Hirnzellen waren also weniger stark miteinander vernetzt. Was sich noch zeigte: Trinkende Jugendliche reagierten öfter impulsiv und hatten eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Altersgenossen, die nur wenig Alkohol tranken. Sie schnitten außerdem schlechter ab, wenn es darum ging, neue Vokabeln zu lernen.

Mädchen und junge Frauen, die regelmäßig tranken, taten sich schwerer beim räumlichen Denken. In einigen Studien zeigten die Forscher den Teilnehmern Bilder von Alkohol. Bei den Trinkern entdeckten sie eine starke Reaktion im Belohnungssystem des Gehirns, wie man sie auch bei Alkoholabhängigen findet. (red, 10.8.2017)