Bild nicht mehr verfügbar.

Krouwel: Eine Bank soll einzig und allein eine Vermittlerrolle haben, und zwar zwischen jenen, die das Geld besitzen, und jenen, die es brauchen. Mehr nicht.

Foto: AP / Matt Young

Bild nicht mehr verfügbar.

Ethikbanken investieren häufig in erneuerbare Energien. Kunden können online mitverfolgen, wo ihr Erspartes gerade veranlagt wird.

Foto: AP / Matt Young

Ethikbanken, Nachhaltigkeitsbanken oder Gemeinwohlbanken: Sie alle haben gemeinsam, dass ihre Investments ausschließlich in nachhaltige Projekte fließen. Während in Österreich kaum nennenswerte Alternativbanken existieren, haben sie in den Niederlanden, in Deutschland und Großbritannien eine lange Tradition.

STANDARD: Was unterscheidet eine ethische Bank von einem herkömmlichen Institut?

Krouwel: Bei einer ethischen Bank wird Geld nur in Dinge investiert, die unsere Gesellschaft verbessern und nachhaltiger machen. Sie gibt zum Beispiel kein Geld an die Waffenindustrie oder an Projekte, in denen Menschenrechte verletzt werden.

STANDARD: Wer entscheidet, was ethisch ist?

Krouwel: Das ist natürlich keine leichte Frage. Man kann dazu als Bank Kriterien aufsetzen. Diese sollten aber nicht nur innerhalb der eigenen Organisation festgelegt werden, sondern im Austausch mit anderen entstehen, zum Beispiel mit NGOs. Es wäre aber auch sinnvoll, die Frage mit den Kunden, die ja schließlich das Geld bereitstellen, zu diskutieren.

STANDARD: In welchen Bereichen investieren ethische Banken?

Krouwel: In der Landwirtschaft wird zum Beispiel der Bioanbau unterstützt. Schwieriger ist es bei nachhaltiger Landwirtschaft, die nicht bio ist. In dem Bereich gibt es weniger internationale Regulierungen. Investiert wird auch in erneuerbare Energie und in den E-Transport. Wir haben alle möglichen Hürden vor uns, wie man zum Beispiel am momentanen Energiesektor erkennen kann. Da spielen solche Investitionen eine große Rolle.

STANDARD: Können Sie Kunden garantieren, dass alle Bereiche, in die Sie investieren, "sauber" sind?

Krouwel: Das funktioniert nur durch Information, Kommunikation und Transparenz. Kunden müssen offen darüber informiert werden, wo ihr Geld landet. Deshalb können sie – mittlerweile online – nachverfolgen, wo ihr Erspartes gerade investiert wird.

STANDARD: Kunden konnten sich bei Triodos die Zinssätze anfangs selbst aussuchen. Hat das funktioniert?

Krouwel: Es gab ein Maximum für die Zinssätze. Mehr als die Hälfte der Kunden hat sich aber für einen Wert unter dem Maximum entschieden. Sie wussten, dass, wenn sie weniger verlangen, wir unseren Kreditnehmern auch weniger abverlangen müssen. Das hat sich mittlerweile aber geändert.

STANDARD: Hätte es die Weltwirtschaftskrise in dieser Form auch gegeben, wenn alle Banken Ethikbanken wären?

Krouwel: Die Triodos-Bank, aber auch andere Ethikbanken sind winzig im Vergleich zu anderen Banken. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir keine Finanzkrise gehabt hätten, wären große Institute wie Ethikbanken aufgebaut.

STANDARD: Wie können Finanzkrisen in der Zukunft abgewandt werden?

Krouwel: Geschäftsführer von Banken und Finanzinstitutionen müssen anfangen, umzudenken. Dazu zählt auch, dass ihr Einkommen reduziert wird. Die Löhne im Bankensektor sind ziemlich hoch, vor allem für jene Positionen, die kein großes Risiko mit sich bringen.

STANDARD: Können Ethikbanken auch auf globaler Ebene agieren?

Krouwel: Es wäre möglich, aber nicht gut. Wenn Ethikbanken so groß wären wie normale Banken, hätten sie wahrscheinlich die gleichen Probleme. So können sie transparenter und näher am Kunden sein. Wenn, müsste es in jedem Land und in jeder Region Ableger geben. Ethikbanker müssen mit den Menschen reden, und deren Kultur ist eben überall anders.

STANDARD: In Europa gibt es in den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien viele Ethikbanken. Wieso nicht in Österreich?

Krouwel: Ich denke, das liegt daran, dass Genossenschaftsbanken in Österreich noch eine große Rolle spielen. Deshalb ist das Interesse und die Bereitschaft, eine Alternativbank aufzubauen, derzeit noch nicht so groß.

STANDARD: Ist eine Ethikbank automatisch eine bessere Bank?

Krouwel: Nein, oh nein. Wenn man sich selbst eine Ethikbank nennt, aber die eigenen Prinzipien nicht ethisch sind, ist das nur Kosmetik. Die Grundprinzipien müssen im gesamten System einer Organisation verankert sein.

STANDARD: Sie kritisieren, dass Bankprodukte nicht für Kunden gemacht werden. Wieso?

Krouwel: Es wurden in den vergangenen Jahrzehnten so viele Produkte entwickelt, die nicht für den Kunden, sondern nur für die Bank profitabel sind. Wie kann man Versprechungen geben, wenn es unmöglich ist, die Zukunft vorherzusagen? Eine Bank sollte einzig und allein eine Vermittlerrolle haben, und zwar zwischen jenen, die das Geld besitzen, und jenen, die das Geld brauchen. Mehr nicht. (Nora Laufer, 13.8.2017)