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Foto: Getty Images/ apeyron

Pro
von Sascha Aumüller

Anrufbeantworter mit Doppelkassettendeck, Jodtabletten im Luftschutzkeller und kleine Lockenwickler für die Minipli – das musste man haben in den 1980ern. Während das Festnetz gestorben, der Kalte Krieg verloren und die Dauerwelle kein Dauerbrenner mehr ist, finden sich andere Einträge aus den Achtzigern noch immer auf der Inventarliste für ein erfülltes Leben. Die typischen Achtzigerjahre-Aufnäher etwa sind gerade als Patches wiedergeboren worden.

Die runden Spruchfetzerln, und das ist das große Missverständnis unserer Zeit, waren nie als Scherzkekse für die Jeansjacke gedacht. Vielmehr vermitteln die meist hintergründigen, zweideutigen Zweizeiler Eindeutigkeit. Hat einer in der Dorfdisco etwa "Schnauze, sonst Beule" auf dem Revers stehen, fordert man dessen Freundin eher nicht wortreich zum Tanzen auf. Besser ist's, klammheimlich mit ihr abzuhauen und sie zum Schinaklfahren einzuladen. Danach taucht man wieder in derselben Disco auf.

Mit einem nagelneuen Aufnäher und dem Spruch: "Mancher stirbt den Heldentod, selten einer im Elektroboot."

Kontra
von Anne Feldkamp

Es gibt Dinge, die können getrost als nutzlos abgehakt werden – und zwar gleich nach Sammeltassen in gläsernen Schrankwänden, zugespitzten Gelnägeln und Häkelrollen auf der Autoablage. Diese Dinge sind so abgestanden wie nutzlos, sie sehen peinlich aus, machen sich aber trotzdem überall breit. Bunte Aufnäher, die im Modejargon Patches heißen, zählen unbedingt dazu. Kaum eine Jeansjacke, kaum ein Hosenboden, kaum eine Handtasche ist in den letzten Jahren von aufgenähten Emojis und Sprechblasen verschont geblieben.

Dabei sind die bunten, überdrehten Patches die traurigen Clowns der Mode. Sie wollen lustig sein und sind es einfach nicht. Oft hat der Versuch, mit ihrer Hilfe modisch auf der Höhe zu bleiben, gar eine tragische Note. Früher war das anders.

Aufgerissene Hosenbeine wurden mit Lokomotiven, Eiswaffeln und Traktoren zum Aufbügeln verarztet. Die Aufnäher waren echte Trostpflaster. Sie versprachen für einen Moment, dass alles wieder gut wird. Dazu sind die Patches von heute viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. (RONDO, 14.8.2017)