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"Star Wars"-Fans müssen wohl ab 2019 einen eigenen Streaming-Dienst abonnieren

Foto: Reuters/Adette

Der am Montagabend öffentlich gemachte Abschied Disneys von Netflix wird für eine weitere Aufsplittung des Streaming-Marktes sorgen. Das macht dessen Investoren nervös: Die Netflix-Aktie fiel um mehr als drei Prozent. Aber auch reguläre Kunden sollten sich Sorgen machen. Denn Disneys Schritt in Richtung eines eigenen Streaming-Dienstes bedeutet, dass Kunden ab 2019 für Blockbuster aus den Disney-, "Star Wars"- und "Marvel"-Universen (sowie in den USA zahlreiche Sportevents via ESPN) einen neuen Service abonnieren müssen.

CBS, Hulu, Crackle, HBO

In den USA kämpfen nun eine Vielzahl von Onlinediensten um konsumwillige Nutzer. Neben den Platzhirschen Netflix und Amazon Video (das die meisten User wohl über ein Prime-Abo erhalten) gibt es da beispielsweise Hulu ("Handmaid's Tale"), HBO Now ("Game of Thrones", "Westworld"), das zu Sony gehörende Crackle ("Snatch", "Comedians in Cars Getting Coffee") oder CBS All Access ("Star Trek", "The Good Fight"). Dazu kommt YouTube, das exklusive Inhalte ebenso wie Facebook monetarisieren will.

Geringe Mobilität

Die meisten dieser Dienste sind monatlich kündbar. Das heißt, dass Kunden theoretisch jeden Monat das volle Angebot eines Services ausschöpfen und dann zum nächsten Dienst wechseln könnten. Doch in der Praxis sind User nicht so mobil. In der Musikbranche hat man hingegen bereits Lehren aus Exklusivtiteln gezogen: Große Plattenfirmen kehren Deals mit einzelnen Anbietern zusehends den Rücken zu. Jay-Z' Plattform Tidal wird zusehends zur Familienangelegenheit, was exklusive Titel betrifft – mit seiner Partnerin Beyonce hat er dafür einen der wichtigsten Stars unter Vertrag.

Musikbranche lehnt Exklusivdeals ab

Doch Beyonces Album "Lemonade" war, genau wie Adeles "25", vergangenes Jahr eines der am öftesten illegal heruntergeladenen Titel. Dasselbe gilt im Videobereich für "Game of Thrones", das exklusiv auf dem Streaming-Dienst HBO Now zu sehen ist. Es ist also zu befürchten, dass eine Fragmentierung des Marktes zu einem starken Anstieg von Piraterie führen wird. Vermutlich "gewinnt" der Dienst, der die meisten relevanten Titel anbietet. Da ist es kein Wunder, dass Netflix allein 2017 über sechs Milliarden Dollar in eigene Inhalte investiert. Amazon hat mit dem Rundum-Angebot Prime auch gute Chancen, am Streaming-Markt zu bestehen, locken doch neben dem Videoangebote zahlreiche weitere Vorteile.

Riskanter Schritt

Für Disney, CBS und Co ist der Schritt zu einem eigenen Dienst jedoch ein riskanter Schritt. Es wird sich zeigen, ob die Zugkraft der eigenen Titel ausreicht, um User zu einem Abo zu bewegen – oder ob diese lieber Torrent-Seiten aufsuchen. Ein Trost für Nutzer ist höchstens, dass all diese Dienste mit großartigen Titeln punkten wollen – und es so zumindest anfangs zu einem Anstieg an hochwertigen Programmen kommen dürfte. (fsc, 9.8.2017)