Chinas Außenminister Wang Yi versuchte sich als Vermittler.

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Chinas Außenminister Wang Yi versuchte im Nordkorea-Konflikt zu vermitteln. In einem ungewöhnlichen Appell, den China Daily am Mittwoch veröffentlichte, bat er Pjöngjang, die "Garantien" von US-Außenminister Rex Tillerson als "positives Signal" zum Gespräch anzunehmen. China "schätze sehr", was Tillerson Anfang August gesagt habe. Wang bezog sich auf dessen vier Garantien, wenn sich Pjöngjang zu Gesprächen über einen Atomwaffenabbau bereiterkläre.

Die USA würden weder einen Regimewechsel noch den Zusammenbruch des Kim-Regimes anstreben, keine koreanische Wiedervereinigung erzwingen und auch nicht mit ihren Truppen über den 38. Breitengrad vordringen. Der Norden sollte sich darauf einlassen, darüber zu reden, ebenso wie es Pjöngjangs Meinung verdiene, von allen angehört zu werden, warb Wang. Die USA und Nordkorea sollten gleichzeitig zu der vertrauensbildenden Maßnahme des "doppelten Einfrierens" greifen, die einen dafür ihre Militärmanöver suspendieren und die anderen ihre Raketen- und Atomtests. China trage die Sanktionen mit, aber es biete auch an, die früheren Sechs-Parteien-Gespräche wieder aufzunehmen.

Als Wangs Vermittlungsvorschlag erschien, bedrohten sich US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un gerade unflätig verbal, den jeweils anderen in nukleare Asche zu verwandeln. Chinas Meinung war nicht gefragt. Es saß zwischen den Stühlen.

"Selbstverteidigung"

Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA hatte am Morgen eine vierteilige Serie aggressiver militärischer und regierungsamtlicher Stellungnahmen veröffentlicht, mit einem Passus, der sich sowohl gegen Tillersons "Garantien" als auch gegen die Vorschläge Wangs richtete. "Solange die USA ihre feindliche Politik und nukleare Drohungen fortsetzen, wird Nordkorea – egal, wer was sagt – seine zur Selbstverteidigung dienende atomare Abschreckung niemals auf den Verhandlungstisch legen. Es wird auch nicht vom selbstgewählten Weg abweichen, sich zur Atommacht aufzubauen."

Peking berichtete über den weltweit Schlagzeilen machenden Schlagabtausch zwischen Trump und Kim in seiner wichtigsten halbstündigen TV-Nachrichtensendung am Abend nur in Form einer kurzen Fernsehmeldung am Ende der Sendung, als sei es unbeteiligt. Aufmacher waren die Erdbeben in Sichuan und Xinjiang. Wichtiger war China aber auch, ausführlich den Empfang von Wissenschaftern durch hochrangige Funktionäre Pekings in Beidaihe zu zeigen. Es war die traditionelle Botschaft der Partei an die Öffentlichkeit, dass im Prominentenbadeort die geheime Klausur höchster KP-Führer zur Vorbereitung des vermutlich im November zusammentretenden 19. Parteitags begonnen hat.

Neuer Vermittlungsversuch

Erst am späten Mittwoch bot Peking über einen Kommentar der Nachrichtenagentur Xinhua erneut Vermittlung an. "Washington, Seoul und Pjöngjang sollten ernsthaft Chinas Vorschlag überlegen", über das doppelte Einfrieren ihre Sicherheitsbedürfnisse zu adressieren, um erst einmal Vertrauen aufzubauen. (Johnny Erling aus Peking, 10.8.2017)