Der niederländische Kabelkonzern Altice und seine US-Tochter erwägen einen Kauf des US-Rivalen Charter. Die Gespräche seien noch in einem frühen Stadium, ein konkretes Angebot liege nicht vor, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch. Zuvor hatte der Sender CNBC über die Pläne berichtet. Charter-Aktien legten gut 3 Prozent zu, die Altice-Papiere verloren mehr als 5 Prozent.

Die Kabelbranche steht vor einer Konsolidierung. Weil immer mehr US-Bürger ihre Festnetzanschlüsse kündigen, bauen die Firmen ihre Geschäfte mit Drahtlos-Netzwerken aus und suchen nach Einsparmöglichkeiten und neuen Geschäftsfeldern. Der Börsengang von Altice USA im Juni wurde als Versuch des Altice-Gründers Patrick Drahi gesehen, Zugang zu neuen Aktien zu erhalten, die als Währung für Übernahmen genutzt werden können.

Schwieriger Schuldenberg

Dennoch dürfte es nicht leicht werden, einen Kauf von Charter zu finanzieren. Charter ist einschließlich der Schulden von 60 Mrd. Dollar derzeit etwa 180 Mrd. Dollar (gute 150 Mrd. Euro) wert. Altice und Altice USA kommen auf eine Marktkapitalisierung von 32 Mrd. Euro und 23 Mrd. Dollar, dazu kommt noch einmal eine vergleichbare Summe an Schulden. Einem Insider zufolge arbeitet Altice mit Banken zusammen, um die Mittel für die Fusion zu erhalten. Altice und Charter lehnten eine Stellungnahme ab, Altice USA war zunächst nicht erreichbar.

Charter steht seit längerem im Mittelpunkt von Fusionsgerüchten. So hatte das Unternehmen erst vor knapp zwei Wochen den Kauf des US-Mobilfunkkonzerns Sprint abgelehnt. Zu Jahresbeginn hatten zudem Spekulationen auf eine milliardenschwere Fusion von Charter mit dem US-Telekomkonzern Verizon an der Börse für Furore gesorgt. (APA, 9.8.2017)