Starcraft 2.

Grafik: Blizzard

Vor nicht allzu langer Zeit schien es noch undenkbar, dass ein Computer die besten menschlichen Spieler im Brettspiel Go schlagen kann. Ist doch Go erheblich komplexer als etwa Schach, das "simple" Ausrechnen sämtlicher möglicher Züge stellt hier also keine Option dar. Doch dank der Hilfe von künstlicher Intelligenz ist mittlerweile auch diese Hürde genommen. Nun wollen sich jene Forscher, deren Software schon die stärksten Go-Spieler besiegt hat, neuen Herausforderungen stellen.

Starcraft 2

Googles Maschinenlernabteilung Deepmind hat den Spieleklassiker "Starcraft 2" als nächstes Ziel für seine neuronalen Netzwerk auserkoren. Ziel ist es dabei auch hier früher oder später besser als alle menschlichen Spieler zu werden. Dabei kann man auf die Unterstützung von Spieleentwickler Blizzard setzen, der passend dazu diverse Tools veröffentlicht hat, mit deren Hilfe AI-Entwicklern die Bot-Entwicklung erleichtert wird. Allerdings wurde Wert darauf gelegt, dass die künstliche Intelligenz hierdurch keinerlei unfairen Vorteil erhält, versichert Blizzard.

Zudem haben die beiden Unternehmen Daten zu 65.000 vergangenen "Starcraft 2"-Spielen veröffentlicht, wie Wired berichtet. Diese sollen als eine Art Starthilfe dienen, und so auch andere Forscher außerhalb von Google anziehen. Bereits jetzt ist bekannt, dass sich Facebook derzeit ebenfalls an "Starcraft" versucht, auch wenn man dabei – zumindest derzeit – den ersten Teil des Spiels gewählt hat.

Herausforderung

Etwaige Erwartungen, dass die Deepmind AI "Starcraft 2" recht bald beherrschen wird, dämpft Google rasch. Ein Echtzeitstrategiespiel sei für künstliche Intelligenz wesentlich schwerer zu beherrschen als etwa Go. Nicht nur, dass die Zahl der möglichen Spielkombinationen ungleich höher ist, hat man hier auch keinen perfekten Überblick, wie es bei einem Brettspiel der Fall ist. Die AI muss zum Teil also oft schätzen, was der Gegner gerade tut.

Mit Minispielen will Deepmind seiner AI die Grundlagen von "Starcraft 2" beibringen.
DeepMind

Zudem müsse die Künstliche Intelligenz lernen, mit Unsicherheiten umzugehen und einen eigenen Spielstil zu entwickeln, was ganz neue Herausforderungen an die Entwicklung stellt. Aber genau das ist schlussendlich auch der Grund, warum man "Starcraft 2" und nicht ein einfacheres Ziel für die Forschung gewählt hat, betonen die Entwickler.

Konkreter Nutzen

All das mag nach Spielereien mit wenig praktischem Nutzen klingen, doch diese Annahme wäre verfehlt. Nutzt doch Google die aus solchen Forschungen gewonnen Erkenntnisse längst, um Verbesserungen an den eigenen Produkten und Services vorzunehmen. So helfen neuronale Netze Google mittlerweile etwa dabei die Kühlsysteme in den eigenen Rechenzentren zu optimieren – und damit ganz konkret den Stromverbrauch zu reduzieren und auch Geld zu sparen. (apo, 10.8.2017)