Wie zerstörerisch die Wirkung eines Erdbebens ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Zwar ist die Stärke, die sogenannte Magnitude, ein wichtiger Gradmesser bei der Einstufung eines Bebens, mindestens genauso wichtig ist jedoch auch die Frage, wie tief unter der Erdoberfläche es stattfindet.

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Die Erde ist in Bewegung. Besonders an jenen Stellen, an denen die Kontinentalplatten aufeinanderstoßen, ist die seismische Aktivität hoch.

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Ein Erdbeben, das kürzlich die griechische Insel Kos oder – aktueller – China erfasste, zeigt es deutlich: Die Erde ist in Bewegung. Besonders an den Stellen, an denen die Kontinentalplatten aufeinanderstoßen, ist die seismische Aktivität hoch.

Das Tübinger Unternehmen A3M beobachtet laufend weltweite Krisen, zu denen auch bedrohliche Naturereignisse zählen. Das Team liefert nun einen Überblick der aktivsten Regionen, die auch im Hinblick auf Tourismus relevant sind.

Europa – Süden mit größerer Gefährdung

Im Vergleich zu anderen Kontinenten ist die Aktivität in Europa auf den ersten Blick weniger stark, jedoch prallen auf der Höhe des südlichen Mittelmeers die Afrikanische und die Eurasische Platte aufeinander. Das führt vor allem in Italien, Griechenland sowie in der Türkei zu regelmäßigen Beben. In Italien hat insbesondere das Zentrum des Landes in jüngster Vergangenheit gelitten – zudem gab es Erdbeben im Westen der Türkei, rund um die griechischen Inseln, zum Beispiel auf Kos, sowie bis hinauf in die südlichen Balkanländer.

In Mittel- und Nordeuropa ist die Gefahr von starken Beben gering. Eine Ausnahme bildet Island, das auf dem Atlantischen Rücken und somit auf der Kante zwischen Eurasischer und Nordamerikanischer Platte liegt. In Rumänien kommt es aufgrund von kleineren Verwerfungen ebenfalls immer wieder zu Fällen – so etwa zu einem mittelstarken Beben Ende 2016.

Afrika – Norden und Südosten stark unter Einfluss von Aktivitäten

Weite Teile Afrikas sind nahezu frei von starker Erdbebenaktivität. Das gilt vor allem für den Westen und Süden des Kontinents – zum Beispiel für Namibia, Ghana oder Teile von Südafrika. Die Länder am Mittelmeer wie Algerien und Marokko sind aber gefährdet, wenngleich nicht im Ausmaß von Südeuropa.

Zudem gibt es eine höhere Aktivität im Südosten Afrikas. Ein starkes Beben gab es zum Beispiel in Tansania im Herbst 2016 – zurückzuführen auf den sogenannten Großen Afrikanischen Grabenbruch innerhalb der Afrikanischen Platte. Mittelstarke Erdbeben gab es im untersuchten Zeitraum zudem in Äthiopien und Mosambik. Beim Roten Meer, unter anderem in Ägypten, driften die Arabische und Afrikanische Platte auseinander. Dies bildet ebenfalls ein Potenzial für Aktivität – zuletzt im Mai 2016.

Amerika – Hohe Gefährdung an der gesamten Pazifikküste

In Nord- und Südamerika sind es vor allem die Gebiete am Pazifik, die eine hohe Aktivität in puncto Erdbeben aufweisen. In Kalifornien ist es die Verwerfung des San-Andreas-Grabens zwischen Pazifischer und Nordamerikanischer Platte, die bekanntermaßen auch große Städte wie San Francisco und Los Angeles gefährdet. Mit der sogenannten Juan-de-Fuca-Platte gibt es noch eine kleinere Platte, die ihren Anteil daran hat. An den Plattengrenzen liegen auch Westkanada und Alaska. In British Columbia gab es Anfang Mai 2017 ein starkes Beben. Regelmäßige Aktivität tritt zudem im Gebiet der Rocky Mountains auf – zum Beispiel mit einem starken Beben Anfang Juli 2017 in Montana.

Auf der Höhe von Mexiko treffen mit Nordamerikanischer, Pazifischer und der sogenannten Cocosplatte gleich drei Platten aufeinander. Besonders stark wirkt sich dies auf die mexikanische Pazifikküste aus. Mittelstarke bis starke Beben wie etwa in Haiti sind auch entlang der Ränder der Karibischen Platte immer wieder möglich, was fast alle Länder dieser Region betrifft. In Südamerika ist Brasilien weitgehend frei von solchen Gefahren. Ganz anders sieht es auch hier an der Pazifikküste aus, wo Südamerikanische- und Nazca-Platte zusammentreffen. Das betrifft vor allem Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile.

Asien – hier treffen gleich einige Platten aufeinander

Ähnlich vielfältig sind die Einflüsse in Asien. Am Pazifik treffen im Extremfall mit Eurasischer, Pazifischer, Philippinischer und Nordamerikanischer Platte bis zu vier Platten aufeinander. Besonders leidet unter seiner Lage Japan, dessen Erdbeben 2011 mit nachfolgendem Tsunami in Fukushima weltweit Schlagzeilen machte. Auch auf den Philippinen ist die seismische Aktivität sehr hoch.

Die Verwerfung von Australischer und Eurasischer Platte hat Auswirkungen auf Indonesien. Nicht zuletzt gibt es die Indische Platte – sie trifft je nach Himmelsrichtung auf Eurasische, Afrikanische, Arabische und Australische Platte. Besonders hohe Spannung erzeugt das Vordringen der Indischen gegen die Eurasische Platte. Der schwere Tsunami 2004 war ein Resultat der Verwerfung zwischen der Indischen- sowie der Australischen- und der Burma-Platte mit dem Epizentrum vor der Küste des indonesischen Sumatra.

Australien – mit wenigen Ausnahmen relativ frei von Aktivitäten

Relativ isoliert liegt der fünfte Kontinent auf seiner eigenen Australischen Erdplatte. Das macht das Land weitgehend immun gegen stärkere Erdbeben. Ganz anders sieht es für das Nachbarland Neuseeland aus. Es liegt genau dort, wo die Pazifische und die Australische Platte aufeinandertreffen. Entsprechend hoch war die Aktivität in den vergangenen zwölf Monaten. Ganz unverschont bleibt allerdings auch Australien nicht. Dort gab es mittelstarke Erdbeben vor der Küste Queenslands und im Landesinneren des Bundesstaats Westaustralien. Dies war auf kleinere Verwerfungen innerhalb der Australischen Platte zurückzuführen.

Magnitude nicht der einzige Faktor für zerstörerische Erdbeben

Wie zerstörerisch die Wirkung eines Erdbebens ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Zwar ist die Stärke, die sogenannte Magnitude, ein wichtiger Gradmesser bei der Einstufung eines Bebens, mindestens genauso wichtig ist jedoch auch die Frage, wie tief unter der Erdoberfläche es stattfindet.

Die sogenannte Mercalli-Skala untersucht zudem, wie groß die sicht- und fühlbaren Auswirkungen an der Erdoberfläche sind. Diese werden beeinflusst durch den Grad der Besiedlungsdichte sowie das Qualitätsniveau des Katastrophenschutzes und der jeweiligen Bausubstanz. So kann ein starkes Beben nahe Tokio unter Umständen weniger Schaden anrichten als ein mittelschweres Beben in einem zentralitalienischen Dorf. Große zusätzliche Gefahren bergen Beben unter der Meeresoberfläche, da sie entsprechend Tsunamis nach sich ziehen können. (red, 16.8.2017)